Samstag, 8. Oktober 2011

Was vom Sommer übrig bleibt

Tasso ist zurück. Der Dorf-Dachs ist seit einigen Tagen wieder mit den Krallen kratzend in den Gassen unterwegs. Diesmal allerdings hat Folletto Buono ihn erlegt. Nur mit der Kamera natürlich, und unter Anlockung durch leckere Nektarinen. Das ganze in ihrem Schlafloch morgens um vier.
Gustavo ist nach einer kurzen Aushäusigkeit wieder mit der Sammlerin farbigster Jogging-Anzüge zusammen. Allerdings werde ich Carina nie wieder so nennen, weil sie die Männeraugen in diesem schier nicht enden wollenden Sommer ausschließlich mit eng und kurz in Trikots gefassten Rundungen erfreut hat. Und das obwohl sie gerade zum x-ten Male Großmutter geworden ist. Nach Gustavos Meinung sei er bei der Fürsorge für die winzige Enkelin zu kurz gekommen. Jetzt hat sich die erste Oma-Euphorie gelegt, aber Ginger darf immer noch nicht rein...
Außer den Dauer-Residenten sind nur noch Künstler und Golfer im Ort. Eigentlich wollten auch wir heute unseren Lebenschwerpunkt wieder nach München verlagern, aber als Bayern3 von Schneefall auf den Voralpenstraßen berichtete, haben wir uns kurzerhand entschlossen, noch eine Woche dranzuhängen. Die Freiheit nehmen wir uns, denn 23 Grad im Schatten sind nun einmal angenehmer...
Gewitter über Porto Maurizio       Aquarell auf Bütte












 Was bleibt von diesem ereignislosen, faulen Sommer hier oben in Erinnerung?
Dass es nur dreimal in sechs Monaten geregnet hat, dass diese Gewitterstürme aber trotz ihrer Kürze so ergiebig waren, dass alle Ernten wohl zur Zufriedenheit ausfallen. Einmal war unsere Gasse nicht nur die übliche Kajak-Wildwasser-Strecke, sondern brachte Schlamm und Geröll vom Pass mit, der noch tagelang in den scharfen Kurven des Borgos lag.
Die Gemeinde hatte zwar angekündigt, auf der Piazza wieder Veranstaltungen durchzuführen, aber es dann wohl aus Geldmangel gelassen. Vermutlich war die Kunde von unserem monatlichen "Cena sotto le stelle" mit den Nachbarn bis in den "Capo Luogo" hinunter gedrungen und hat da die Auffassung hinterlassen, dass die Burggeister auch ohne  Titiana, die Kulturschaffende, auskämen.
Es haben auf der Piazza erstmals auch Leute wieder miteinander geredet, die dies - aus welchen Gründen auch immer - jahrelang nicht getan hatten.
Fünf liebevoll restaurierte Häuser mit ihren jahrelang gelebten Träumen von einem anderen, diesseitigen Leben stehen aus Altersgründen oder aufgrund von Todesfällen zum Verkauf. Abbiamo crisi - ob wir bald neue Mitbewohner haben, ist da fraglich. Ein paar Spekulanten lauern allerdings...
Ricolta    Acryl auf  Karton
Auch mit der Verlängerungswoche schleichen sich die üblichen Abschiedsschmerzen in die Seele. In der Obstschale liegen die letzten Früchte, der Tiefkühler ist nahezu leer, und der alte Traum, nur mit einem Täschchen ins Auto zu steigen, wird wieder einmal platzen. Die Signora will unbedingt ein paar Bilder von mir transferieren. Die Wände über vier Stockwerke sind einfach zu voll geworden. Dabei war das nicht unbedingt mein fleißigstes Jahr.
Ob ich meine Arbeiten durch die Veröffentlichung in diesem Blog vor dem Vergessen bewahrt habe, wird sich zeigen.
Vielleicht hat ja der eine oder andere meiner Leser Interesse, eines meiner Bilder zu erwerben. Nur zu, mailt mir oder postet einen Kommentar zu einem, das Euch besonders gut gefallen hat!



In der letzten Oktoberwoche beginne ich wieder mit dem Steinewerfen aus dem Münchner Glashaus. Das wird vermutlich ein regelrechter Geröllschlag werden - soviel hat sich in den "Friedenszeiten" hier auf der Burg angestaut.
Herbst im Appenin        Oil on Canvas

Kommt gut über die kalte Jahreszeit und bleibt mir als Leser treu! Es warten wieder jede Menge skurriler Wettbewerbe und Preise auf:


http://steineausdemglashaus.blogspot.com/

Sonntag, 2. Oktober 2011

Paarlauf

Ob jung, ob alt - alle können Mazurka tanzen


















Während morgen in Deutschland mit dem 3. Oktober unsere Wiedervereinigung gefeiert wird, zelebriert hier am heutigen Sonntag mit Rosario und  dem Großeltern-Tag (Festa dei Nonni) Italien im 150sten Jahr seines Bestehens einen seiner letzten Höhepunkte zum Ausklang der warmen Jahreszeit.
Gestern wurde unter der Burg mit einer Sagra auf dem ehemaligen Sportplatz zu Füßen der renovierten San Giovanni Batista mit vielen Opas und Omas hineingefeiert.
Seit die geniale Küchenmeisterin Antonia (inzwischen Ur-Ur-Großmutter) das Regiment bei diesen ehrenamtlichen und gemeinnützig veranstalteten Dorffesten nicht mehr führt, gehe ich eigentlich nicht so gerne hinunter. Denn bei immer noch ungebrochener Popularität kommen die Leute auch aus weit entfernten Nachbartälern, und man steht sich die Beine in den Bauch, um mittlerweile für doch recht saftige Preise nur noch die üblichen Standards auf die Plastikteller gehäuft zu bekommen. Früher gab es mal Totani in umido con Piselli oder Tagliatelle con lepre, und bei den Spiedini mit Ziegenfleisch konnte man einfach nicht aufhören zu knabbern...Selbst die gewöhnungsbedürftigen ligurischen Schnecken-Gerichte erreichten Spitzennoten.
Aber längst habe ich (als schlimmer Tanzmuffel) begriffen, dass das Essen auf einer Sagra wie dieser  nebenrangig geworden ist, und die Preise sind wegen des Engagements ligurischer Spitzenkapellen dann auch gerechtfertigt: Es geht nämlich  in erster Linie darum, genug Kalorien für den gleich darauf folgenden Tanz-Marathon reinzuschaufeln. Denn alles, was in so einer Notte magica zählt, sind Mazurka und Tango.
Die Mazurka war ja ursprünglich ein Volkstanz aus Mazuren - also Polen, daher auch Polka - und bekam ihren italienischen Charme wohl durch den Maestro Francesco Pezzini, dem Franz Liszt mit der Polka Mazurka ein musikalisches Denkmal setzte.
Ganz geradeaus eins, zwei, drei, vier mit dem Gewicht  links ausgepägt - eins, zwei, drei, vier rechts ausgeprägt. Dann auf der Stelle mit einer kleinen Verzögerung drei kleine Schritte in der Drehung. Aber wehe, man verpasst den Paukenschlag, auf den alle Tänzer still zu stehen haben, bevor es bei Neuaufnahme der Melodie wieder genauso weiter geht...
Es macht einen unheimlichen Spaß, dieser Begeisterung auf dem Weg zum vollendeten Paarlauf zuzuschauen. Meine nicht allzu große Frau hatte vor einigen Jahren mal mit einem etwas kleineren Landarbeiter eine ganze Nacht lang Mazurka getanzt und ist seither süchtig. Obwohl der Mann nicht besonders gut gerochen habe, hätte seine Meisterschaft als Tanzpartner sie geradezu in Euphorie versetzt. Als sie endlich erschöpft aufgab, stellte sich heraus, dass der Unermüdliche bereits die 80 überschritten hatte. Überhaupt fällt es auf, dass die Mazurka offenbar alters- und geschlechtsmäßig ein Gleichmacher ist. Dass selbst Jungs und Mädels im Disco-Alter ihren Spaß mit älteren oder jüngeren Partnern haben. Wobei vor allem die richtig Alten durch ihr Stehvermögen auffallen.
Da tanzt die solargebräunte und blond extenste Dorfschönheit mit ihrer Großmutter federleicht Runde um Runde. Wobei natürlich die feine, alte Dame rigoros führt. Unser Frantoio schwingt das Tanzbein mit allen Damen, die nicht rechtzeitig  hinter dem Maschendrahtzaun verschwinden, und der Ex-Bürgermeister weiht seine kaum  richtig laufende Enkelin bereits in die Schrittfolge ein. Dabei wird auch klar, wieso die ganz Jungen schon Mazurka tanzen können. Denn wenn die meisten noch beim Essen sind, läuft ein Band mit den populärsten Melodien, und ein Erwachsener findet sich immer, der die Kleinen spielerisch rannimmt. Dass die dann später zwischen den ernst mitzählenden und konzentriert zur Sache gehenden Paaren Fangen spielen, stört niemanden. Das ist eben einfach so ein unnachahmlicher "Italienischer Moment".
Nach zwei, drei Gläsern Wein merke ich immer, wie sich meine Füße auf der Tribüne verselbständigen. Dann nehme ich mir meist vor, bei der nächsten Sagra nicht mehr so feige und faul zu sein. Denn alle können zwar die Schritte, aber beileibe nicht jeder erreicht die Meisterschaft, die Mazurka gleitend zu tanzen. Die wenigen, die Kopf- und Schulterpartie ruhig durch den Kreisverkehr gleiten lassen, sind sofort wahrzunehmen. Da wird wohl so ein alter Tanzbär wie ich wohl doch nicht auffallen, wenn er sich ganz klein macht!
Mal sehen...

Sonntag, 18. September 2011

Wie kann man nur einen Pfau essen?

Der Pfauenkönig von Gilleleje                  Öl auf Leinwand gespachtelt








Pfauen spielen als Motiv für meine Bilder fast so eine große Rolle wie der Mond. Ich liebe die radschlagende Zurschaustellung ihrer männlichen Eitelkeit und die Tatsache, dass kein Federkleid dem anderen gleicht. Pfauen, die ursprünglich aus den Dschungelzonen des indischen Subkontinents stammen, sind mittlerweile in Züchtungen auf der ganze Welt verbreitet und lösen allerorts Begeisterung aus.
Pavone alla Mantegna     Acryl auf Pappe
Dennoch ist der Pfau in unseren Breiten für den Hausgebrauch irgendwie aus der Mode gekommen, seit es die großen, privaten Parks des Adels nicht mehr gibt. Das gilt erstaunlicher Weise auch für Italien, wo sein Machogehabe ja sprichwörtlich ist. Dabei sind die Weibchen in ihrem eher monochromen Federkleid neben ihrer speziellen Attraktivität auch so wehrhaft, dass sie das Auftreten ihrer Begatter mitunter ganz schön zurechtrücken. Jedenfalls konnte ich das einmal in dem herrlichen Park von Gilleleje auf der dänischesn Insel Mjön beobachten. Da hat eine Henne den Pfauenkönig ziemlich herzhaft abgewatscht, als sie nicht so wollte, wie seine Selbstherrlichkeit es sich gerade gedacht hatte...
Und jetzt wird's heikel:
Wir essen Fasanen. Flugenten und Spielhähne, ohne dass aus ethischen Gesichtspunkten darüber diskutiert wird. Und auch das Perlhuhn ist ja ein attraktiver Vogel, der in der Gourmet-Küche das Massenzucht-Hähnchen längst abgelöst hat. Wieso schaudert es einen dann bei der Frage, ob Pfauen gegessen werden können beziehungsweise dürfen...?
Mir ging es jedenfalls vor vierzig Jahren so. Veroneser Freunde hatten uns - lange bevor die Gourmetwelle über Europa schwappte -  zu Italiens Kochlegende Angelo Berti in dessen Restaurant "Taverna Degli Artisti" in Revere hinterm Deich des Po eingeladen. Bei Berti musste man Essen, was auf den Tisch kam - wie hier in den ligurischen Traditionsrestaurants. Es gab auch ebensoviele Gänge. 14 waren es mindestens, und einer davon war in jener Nacht "Pavone alla Mantegna" - also Pfau - wie ihn Hausfrauen aus Mantua seit Jahrhunderten zubereitet hatten.
Der einziartige Geschmack des im Ölpapier-Beutel mit Parmesan und Hackfleisch im Ofen geschmorten Pfauenfleisches machte jedes schlechte Gewissen platt. Und ein paar Jahre später bei Reisen durch Indien und auf der malayischen Halbinsel erlebte ich, dass dort der domestizierte Pfau - vor allen seine Hennen - als Fleischlieferanten völlig normal sind.
Dennoch die Zeiten und das Bewusstsein haben sich eben (vielleicht auch zurecht) gewandelt, und das Rezept wird hier in Italien nun auch wahlweise mit Truthahn oder Perlhuhn  verwirklicht.  Natürlich müssen die dafür  eben auch geschlachtet werden ...
Angelo Berti, der 2009 hundertjährig an seinem Geburtstag starb, ist vor allem deshalb als Legende unsterblich, weil er all die Casareccia-Rezepte der Vergangenheit dokumentiert und celebriert hat. Eine wahre Sammelwut ist um seine "Pavone alla Mantegna"-Teller entbrannt. Doch Vorsicht, sie werden so hoch gehandelt, dass sich bereits Fälschungen lohnen.


Pfau im japanischen Garten          Oil on Canvas

Donnerstag, 15. September 2011

Denkzettel

Denk Dir nur...    Deckblatt Libretto: Mann vom Meer  Acryl auf Cartoon

















Aus aktuellem Anlass auf die Bundesregierung anzuwenden: Ein Gedicht von mir.


DENK DIR NUR - WELCH' WONNE 
DREI MANN IN EINEM BOOT...
LENK MIR ZUR LETZTEN SONNE
DEN KAHN INS ABENDROT

EINER MUSS DEN KURS ANGEBEN
DU STEUERST IHN DANN BLOS
NUR ÜBER'N SUND - WIRST'S ÜBERLEBEN
WAS BEDENKEST DU DA GROSS?

DAS EINER RUDERN MUSS?
TUT DAS DOCH DER IN DER MITTE 
HAT ER JA KRAFT IM ÜBERFLUSS
DAZU IST ER DOCH DA  - DER DRITTE

AM RIEMEN SICH REISSEN
UND SICH IN SIE LEGEN
SOLL JENEM VERHEISSEN:
SICH REGEN BRINGT SEGEN!

DAS WÄR' JA DOCH GELACHT
WENN'S IM BOOT NICHT FUNKTIONIERTE:
DER ORIENTIERTE UND DER, DER ÜBERWACHT...
SO IST'S - DAS ALTE SPIEL DER MACHT

DER IN DER MITTE TUT ZWAR DIE ARBEIT
DOCH HAT ER NACHGEDACHT:
LEISE, S'WAR JA AN DER ZEIT,
LIEF  ER AUS DEM RUDER MIT BEDACHT

INDEM ER'S RUDERN SEIN LIESS
UND MITTEN AUF DER REISE  GANZ SACHT
BEIDE AUS DEM NACHEN STIESS
- HAT DER SICH EIN'S GELACHT!

Sonntag, 11. September 2011

Vollmond

Und aus den Wiesen steiget....                  Ölkreide und Gouache auf  Bütte


Mag ja sein, dass die Wissenschaft aktuell den Einfluss der Vollmond-Phase auf sensible Menschen weitestgehend entmystifiziert hat. Aber hören Gläubige auf zu glauben, wenn sie auf all die Widersprüchlichkeiten in religiösen Texten und Überlieferungen hingewiesen werden?
Ein Agnostiker wie ich hat es auch in solchen Fragen mit seiner Standartantwort leicht: Ich weiß einfach nicht, wieso der Mond Einfluss auf mich hat.
Mondscheinbad mit Tiger                   Öl auf Bütte (progetto)
In der westlichen Krümmung des bereits herbstlichen Himmels über dem Borgo war der Vollmond in dieser Nacht riesig; etwa doppelt so groß wie normal. Er erschien auch heller und hielt mich deshalb vom Schlafen ab. Quatsch! Bei 0,2 Lux maximal gäbe es keine biologischen Auswirkungen, stellte die Wissenschaft fest...
Während ich mich sonst schlicht weigere, Gäste zu Abendflügen nach Nizza zu fahren, leiste ich bei Vollmond im November nie Widerstand - obwohl mir der Grund immer erst bewusst wird, wenn ich über die Autostrada dei Fiori heimfahre. Dann nämlich steigt noch frühabends eine Riesenscheibe aus dem Ligurischen Meer. Sie ist dann nicht blaßsilbrig, sondern rotgold und versetzt mich mit der Schönheit des Gesamtbildes in eine oft tagelang anhaltende Euphorie.
Das italienische Wort für launenhaft heißt "lunatico" und verweist auf den Wortstamm luna, worauf vermutlich auch unser Wort Laune irgendwie zurückzuführen ist. Leider bin ich ein ausgesprochen launischer Mensch, der unter seinen Gemütsschwankungen selbst am meisten zu leiden hat. Aber wenn ich auf die über sechs Jahrzehnte meines Lebens zurückblicke, sind mir viele Vollmondnächte mit ihren Erlebnissen unauslöschlicher in Erinnerung als all die grandiosen Sonnentage, deren Eindrucksfülle mich oft genug zu erdrücken drohte. Und darin liegt möglicherweise ein Erklärungsschlüssel: Vollmondnächte kommen eben einfach viel seltener vor als Sonnentage. Und möglichwerweise erleben wir sie deshalb als etwas besonderes und verhalten uns daher anders.
Einer meiner Nachbarn hier ist ein bedeutender Kameramann, der mit den Größten der großen Regisseure zusammengearbeit hat und jetzt an seinen Memoiren schreibt. Deren Titel: "Der Mond hat Blende 8".
Als Fotograf habe ich den Mond überall auf der Welt versucht, so einzufangen wie ich ihn jeweils gesehen - oder besser - erlebt habe. Es ist mir nur einmal wirklich befriedigend gelungen: in der Wüste.
Als Autor hat man es da leichter, weil der ja die eigene und die romantische Ader des Lesers in Einklang bringen kann.Aber richtig verblüfft war ich über die Frage einer Freundin meiner Kinder: "Wieso malst du so oft den Mond?"
Ich habe keine Antwort, weil mir das bis zu ihrer Frage gar nicht bewusst war. Und jetzt, da es mir bewusst ist, vermeide ich es, tiefer in die Beweggründe dafür einzutauchen.
Klar habe ich - wie alle Kinder - den Mond veralbert: beim Singen von Carl Orffs glerichnamigem Opus oder indem wir den unnachahmlichen Text von Matthias Claudius mit "der weiße Neger Wumbaba" verballhornt hatten. Auch meine aktuelleren Titel von Bildern mit Mondmotiven dokumentieren - ohne, dass es mir bisher klar war - irgendwie lässigen Abstand. So als wollte der Knabe nicht wahrhaben, dass er deshalb so laut pfeift, weil er im dunklen Wald so schreckliche Angst hat...
Zeus und Europa haben's getan                                             Oil on Canvas

Sonntag, 4. September 2011

Bei allen Heiligen!

Johannes der Täufer       Digitally Your's Art-Series
Da kann eine schon mal durcheinanderkommen - mit 92 Jahren! Gestern marschierte Eulalia mit ihrem Stöckchen über die Piazza, um ihren klassischen Stop bei der "Seelensammlerin" einzulegen. In jüngster Zeit zeigt sie immer häufiger in den Himmel und spricht  mit dramatischer Stimme vom "Signor", der sie nun wohl bald zu sich holen wolle. Sie ist absolut klar im Kopf, und selbst den steilen Weg zum Horto der hundertjährigen Geschwister am oberen Dorfrand nimmt sie noch behender als manche der jungen Burgbewohner.
Aber gestern musste ihr der Agnostiker nun doch mal sanft in einer Frage der religiösen Mythologie widersprechen: Als sie nämlich der zweitbesten aller Ehegesponse - getauft unter dem Namen der heiligen Elisabeth - bekundete, Elisabetha sei ja die Mutter vom Vater des Herrn gewesen, worauf sie ja sehr stolz sein müsse.
Wie schon früher beschrieben, kann es sehr verwirrend sein, bei all den Heiligen, die diesen Borgo beschützen.
- Und bei den vielen Kirchen, die dieser drei Fußballfelder große, alte Ort sein Eigen nennt. Da hätten wir an der oberen Piazza "Santa Anna" und am unteren  Dorfeingang "San Giovanni Battista", "San Lorenzo in Horto" in den darunter liegenden Olivenhainen und Gärten, und die Fragmente der ältesten Kirche an unserer Piazza, die ich wegen Kolumbus' diffuser Geburt einfach mal "San Christoforo" zuschreibe, was natürlich aus der Sicht von Gelehrten nicht die feine historische Art ist. Auch die gerade renovierte Kapelle an der Kurve zur Konsortiumsstraße darf nicht vergessen werden...
Apropos diffuse Geburten: Elisabeth, die der Legende nach in späten Lebensjahren ebenfalls eine Prophezeiung hatte, sie werde einem Sohn das Leben schenken, brachte demnach eher "Johannes den Täufer" zur Welt. Hingegen sind die Evangelien im Hinblick auf den Vater Josefs sehr widersprüchlich.
Demzufolge zeugte nach Matthäus 1, 16 Jakob den Josef, während Lukas einem Elis dessen Zeugung zuschreibt. Aber angesichts der "Stiefvaterschaft" Josefs gegenüber Jesus und der Beteiligung des "Heiligen Geistes" bei der Zeugung, gewinnt die sich von Forschern aus der aramäischen Übersetzung abzuleitende Version an Logik, nachdem der Mann an Marias Seite möglicherweise ihr Vater war, also der Vater der Jungfrau Maria, die unehelich mit einem gesegneten Knaben niederkam. Soll ja vorkommen.
In biblischen Quellen findet sich nämlich kein eigentlicher Hinweis auf die Eltern von Maria, die später als Anna und Joachim in die Mystifizierung eingingen. Anna könnte in dem Verwirrspiel also auch die Ehefrau von Josef gewesen sein, was wiederum den seit dem Mitelalter vor allem in der Malerei und Bildhauerei immer stärker aufkommenden "Selbdritt"-Kult plausibel machte. In diesen Darstellungen steht Marias Mutter Anna der heiligen Jungfrau und dem frisch geborenen Jesus zur Seite.Erwachsene Männer fehlen da stets - heutzutage auf  Geburtsfotos undenkbar.
Da eine heilige Anna auch im Leben meiner sehr gläubigen Frau  und dem meinen (dem eines Agnostikers), eine wichtige Rolle gespielt hat, habe auch ich mich mal "malerisch" mit einem Entwurf, einem "progetto" auf des Thema "Selbdtitt" eingelassen. Meine Frau hasst dieses immer noch nicht fertige Bild und hat es zum ewigen Verbleib in der Cantina verbannt.
Es zeigt eine sehr alte Anna mit durchaus sorgenvoller Miene, eine prallbrüstige Maria, die gerade gestillt hat und nicht so aussieht, als hätte sie das ihr Geschehene bereits voll überrissen. Aber das liebe Jesulein, das sich gesättigt auf Marias Schoß räkelt und sich super amüsiert,wird hoffentlich mal als die bestgelaunte Christus-Darstellung in die Kunstgeschicht eingehen.

Donnerstag, 1. September 2011

Jetzt mal den Roten wählen!

Die Kampfhähne                           Oil on Canvas
Wer in den letzen August- oder den ersten Septemberwochen durch ligurische Bergdörfer fährt, die abseits stark befahrener Straßen noch nicht in erster Linie vom Tourismus leben, hat vielleicht Glück, sie noch blitzen zu sehen:
Die großen Weißbleche, auf denen die langen Tomaten und die roten Paprikaschoten filettiert und eingesalzen zur Extremtrocknung für den Hausgebrauch der Sonne ausgesetzt werden. Der enorme Bedarf der Gourmets in aller Welt wird natürlich mittlerweile durch industrielle Trocknungsprozesse befriedigt. Was in der letzten Zeit minuziös auf diverse Gustopunkte ausgerichtete Reifeprozesse ermöglicht. Der letzte Schrei sind jetzt die Trockentomaten, die hellrosa nicht gar so verschrumpelt rüberkommen und die, ohne in Öl eingelegt zu werden, bereits kauweich sind.
Die Paprikaschoten lassen sich offenbar so noch nicht herstellen, oder die Nachfrage fehlt bislang. Wie sie überhaupt selbst auf den Bauernmärkten eine Seltenheit im Angebot sind. Da muss einer die Anbieter schon kennen und sofort zugreifen, wenn er dem mitunter wie rotes Transparentpapier aussehenden Geschmacksverstärker in ausreichender Menge habhaft werden will...
Sobald der variationsreiche Gartenbasilikum für den grünen Pesto langsam abgeerntet ist und nur noch schütter nachwächst, beziehungsweise schon wieder aus dem Treibhaus kommt, wird es Zeit für den roten Pesto, der natürlich mittlerweile auch schon den Gaumen der nordeuropäischen FoodinStyle-Esser schmeichelt.

Wieso ich mich dennoch ermutigt fühle, hier ein Rezept auf der Basis von rotem Pesto zum Besten zu geben? Weil Pesto eben nicht gleich Pesto ist und nicht nur von Tal zu Tal, sondern auch von Koch zu Koch variiert. Beim letzten "cena sotto le stelle" hat mein grüner Pesto von den ausgefuchstesten Köchinnen des Borgos ein mehrfaches Daumen-Hoch bekommen. Bald werde ich ihnen auch meinen Roten auftischen. Aber zuvor haben die Burgbriefe-Leser exklusiv die Möglichkeit, dieses Rezept hier nachzukochen. Wie immer für vier Personen, aber unter dem Hinweis, dass es durchaus angebracht ist, den roten Pesto auf Vorrat zuzubereiten, weil er sich kühl aufbewahrt den ganzen Winter hält und leicht durch weitere Hinzugabe von Öl "verlängert" werden kann...

Maremonti 4

Bucatini con Pollo in Pesto Rosso
Makkaroni mit Hähnchen in rotem Pesto

Zutaten:
30g dunkelrote Trockentomaten
30g getrocknete rote Paprika
10g Pinienkerne
4 kleine Peperoncini- oder Chilly-Schoten
4 mittelgroße Zehen roter Knoblauch
Saft einer kleinen Limone
1 gehäufter EL brauner Melassezucker
30g grob geschnittener frischer Parmesan oder Grano Padano der besten Qualität
Je nach gewünschter Geschmeidigkeit und Gusto 100 bis 200ml Mosto d'Oro (ungefilterte Erstpressung) ansonsten gutes Extra Vergine
In dieser Reihenfolge in den Mixer geben und nicht salzen, bevor abgeschmeckt wurde. Die getrockneten Tomaten und Paprika sind (unterschiedlich) nämlich sehr salzig

Pro Person zwei entbeinte Hähnchen-Oberschenkel
400 g dünne Makkaroni (No 6) oder nach Gusto

Zubereitung:
Makkaroni al dente kochen
Hühnchen entweder in einer Pfanne auf der Haut ohne zusätzliches Fett erst bei kleinster Flamme ausschwitzen lassen, dann scharf  zuende braten oder grillen, bis die Haut rundum knusprig ist. Die Makkaroni nicht ganz abgießen und den Pesto nach Geschmack unterheben und ein paar Minuten ziehen lassen. Die Hähnchenschenkel auf der Fleischseite mit dem Pesto bestreichen und dann in feine Streifen geschnitten auf die Makkaroni legen.
So zubereitet hat das Gericht eine süßscharfe Note. Wer es deftiger mag, kann die rote Note noch dadurch unterstreichen, dass er zwei Radicchio Trevisiano (das sind die länglichen) der Länge nach halbiert und in dem Hühnerfett kurz scharf anbrät, bis er auf der Schnittfläche knusprig braun wird; dann neben den Hühnerteilen drapieren

Buon appetito!

Sonntag, 28. August 2011

Der Burgnarr

Der Hofnarr                  Oil on Canvas
Jetzt geht die Sonne schon wieder kurz vor acht hinter Cuneo di San Bernardo unter. Die Ferien sind schon fast vorbei, und die Hitzewelle klingt ebenfalls langsam ab. Nachts tasten wir schon wieder mal nach der Bettdecke, wenn der Libeccio weht. Es mehren sich  auch die Wanderer, die die Piazza überqueren, um auf dem Weg zum Passo del Ginostro das vielbeschriebene Dorf zu besichtigen.
Ich arbeite an einem Video, dass ich zu Beginn der nächsten Burgbriefe-Saison in diessen Blog stellen werde. Es geht um einen ganz normalen Tag hier im Borgo, und dabei stelle ich mir immer aufs neue die Fagen, was eigentlich normal ist...
Vermutlich kommt diese Frage auf, weil ich schon zu lange nicht mehr mit "Steinen aus dem Glashaus" geworfen habe. Treue Leser meiner beiden Blogs wissen ja, dass ich es immer noch nicht aufgegeben habe, die Welt zu retten. - Dass ich mich daher hier wie auch in meinem Münchner Stadtteil sehr  um Integration und das kommunale, multikulturelle Zusammenleben sorge. Nicht, dass ich glaubte, hier im Borgo jemals als Gemeinde-Mitglied anerkannt zu werden. Da kann ich noch so sehr den "Omburgsmann" geben oder zusammen mit meiner Frau versuchen, die Piazza sozial wieder zu beleben.
Ist es normal, dass ich hier rumhänge und nichts tue, außer ein paar Bilder zu malen und Texte zu verfassen, auf die die Welt weiß Gott nicht gewartet hat?
Der "böse Burggeist"  geht jedenfalls Tag für Tag trotz seiner 90 Jahre in die Campagna und holt aus seinem mageren Körper alles heraus, was der noch Erstaunliches zu leisten in der Lage ist? Ist es normal, dass der dreißig Jahre jüngere Gustavo jeden Morgen um fünf aufsteht, um nicht nur seinen Horto zu bearbeiten, sondern auch noch Nachbarn zu helfen? - Von den erotischen Höchstleistungen mit der Sammlerin buntester Jogging-Anzüge jede Nacht ganz zu schweigen... Ist es normal, dass meine Freundin Paola ihr Familien-Leben aufs Spiel setzt, nur um hier bei diesem so lausigen Lohn-Niveau  in der ligurischen Gastronomie ihren Selbstwert aufzupolieren?
Das alles ist genau so normal oder anomal wie unser am Tourette-Syndrom leidender und unter einer Horrorkindheit gelitten habender Corrado.
"Jede Burg braucht ihren Narren", hätte ich in meiner formulierenden Leichtsinnigkeit noch vor ein paar Wochen getextet.
Aber dann haben wir uns angewöhnt, Corrado bei jeder Aktivität auf der Piazza mit einzubeziehen. Dabei stellte sich heraus, Corrado trinkt zu Zeit nicht mehr. Er schluckt nur Unmengen von Kaffee, den er in voluminösen Plastikflaschen stets bei sich trägt, und er dreht sich - um von seinem hohen Zigaretten-Konsum herunterzukommen - die Zigaretten jetzt selbst. Nicht, dass er über Nacht zu einem angenehmen Gesprächspartner geworden wäre, und wer so schlecht Italienisch spricht wie ich, muss sich auch daran gewöhnen, dass er seine mitunter überraschenden Ausführungen mit Ersatzbegriffen verklausuliert. Napolitano steht gleichermaßen für Berlusconi und alle mafiösen Zustände in seiner Heimat. "Kaputt" für den Tod, der seiner Ansicht überall auf jeden lauert, aber den er - im Gegensatz zu mir - eben nicht fürchtet. Er ist 45, und muss - wie wir in Bayern sagen - erst einmal so alt werden, wie er bereits jetzt ausschaut. Beim nächsten Vollmond rastet er vielleicht wieder aus - wie neulich tagsüber.
Meine Frau versuchte ihn von der sicheren Höhe unserer Terrasse mit einem wiederholten  "basta Corrado!" auch wegen der vielen ahnungslose Feriengäste zu beruhigen. Da sagte aber der "Vicino Vittorio", der fünf Meter weiter sein Fenster aufgemacht hatte zur zweitbesten aller Ehefrauen:
"Er hat doch recht. Gaddafi ist doch wirklich ein Arschloch, und ein noch größeres Arschloch ist unser Cavaliere, der ihm jahrelang die colleoni eben nicht ..." ("rompere i colleoni" ist eine Art, den männlichen Familienschmuck zu behandeln, die ich hier lieber nicht übersetzen möchte)"
Nun habe ich mir angewöhnt - so nervig es auch sein mag - mich mit Corrado beinahe täglich auf eine Diskussion einzulassen. Der Mann hat Witz - auch die Italiener, die mitunter dabei sind, müssen des öfteren herzlich lachen. Wohl gemerkt, sie lachen durch ihn - nicht über ihn. Schade, dass mein Italienisch für seinen "irren" Humor oft nicht ausreicht.  Aber je mehr ich ihn verstehe, desto mehr kommt mir ein fürchterlicher Verdacht:
Der Burgnarr bin wohl eigentlich ich...

Donnerstag, 25. August 2011

Der alte Kauz und die Käuzchen

Wenn die Temperatur auch nachts die 30 Grad nicht unterschreitet, kommt es manchmal zu komischen Dialogen, die dem Burgbriefe-Schreiber dann das nächste Thema vorgeben:
So stellte meine geliebte Muse gestern im Sternen-Dunkel der immer noch aufgeheizten Terrasse fest:
"In dem Licht siehts du echt aus wie ein alter Uhu."
"Na", antwortete ich, "so lange du nicht alter Kauz zu mir sagst..."
Aber nach einer kurzen Pause stellte ich die für diesen Burgbrief entscheidende Frage:
"Ja, übrigens, wo sind die denn alle hin?"

Da dachte ich nämlich an eine Nacht wie diese vor etwa fünf Jahren. Ich hatte mich im Dunkeln auf die Terrasse geschlichen, weil ich wegen der Hitze einfach nicht schlafen konnte.  Eine ganze Weile lag ich still  im Liegestuhl, als im Haus plötzlich das Licht anging und mir im selben Moment das Herz stehen blieb:
Ein Uhu hatte wohl die ganze Zeit im Portico auf dem Gitter direkt hinter mir über meinem Kopf gesessen und die Aussicht genossen. - Vielleicht in der Hoffnung, ein über die Dächer streifendes Kätzchen oder eine hier fälschlicher Weise so genannte  Baumratte zu erbeuten. Aufgeschreckt vom Licht hatte er nur schlampige Startvorbereitungen getroffen und rasierte mir derart scharf über den Kopf, dass ich den Luftschwall seines panischen Flügelschlages zu spüren bekam und ansehen musste, wie er beinahe in die Blumen gekracht wäre. Ein letztes Steuermanöver brachte ihn gerade noch über die Mauer. Dann trugen ihn seine mächtigen Schwingen ins Tal hinunter. Leider habe ich ihn oder einen seiner Artgenossen seither weder zu Gesicht noch zu Gehör bekommen...
Auch die Steinkäuzchen, die wie Porzellan-Miniaturen ohne Scheu bei der Nachbarin auf der Wäscheleine saßen, sind offenbar umgezogen. Manchmal wurden sie nächtens von den Scheinwerfern der "Spätheimkehrer"  beim Steinchenschlucken für die Verdauung in ihren Retortenmägen auf der Straße paralysiert. Aber daran kann es auch nicht gelegen haben, dass man sie nicht mehr sieht oder hört.
-Wie ihre etwas größeren Verwandten die mediterranen Schleiereulen vermisse ich sie sehr. Meine Familie ist darüber vermutlich nicht ganz unfroh. Denn einer meiner Späße war es, wenn alle schlafen wollten, vom Bett aus den charakteristischen rhythmischen Pfeiflaut während der Balz nachzuahmen. Nicht etwa, um sie anzulocken, sondern um sie aus den Takt zu bringen. Einmal ist mir das offenbar so gut gelungen, dass ein Tier mit dem Licht der Piazza im Rücken vor mir auf dem Fenstersims landete. Der Riesen-Schatten hatte mir dann so einen Schrecken eingejagt, dass mir die Pfiffe lange Zeit gewissermaßen im Hals stecken geblieben sind...

Ja, wo sind sie nur alle geblieben, all die Nachtaktiven, die Jahrzehnte lang im Niedergang des Borgos ein unbeschwertes Leben auf der Burg hatten? Noch heute  herrscht doch 90 Prozent des Jahres hier oben die absolute Grabesruhe:

Immer mehr lehrstehende Häuser und historische Gemäuer sind in den vergangenen Jahren restauriert oder ausgebaut worden. Vor allem die Dächer, die hergerichtet worden sind, waren ja ideale Nistplätze. Gleichzeitig wird die Campagna deutlich weniger bewirtschaftet, die Oliven-Haine seltender beschnitten.
Vor allem die Schleier-Eulen, die durch ihr herzförmiges Sensor-Gefieder im Gesicht jeden noch so kleinen Nager orten und erbeuten konnten, beginnen zu fehlen. Unsere Weintrauben auf der Terrasse hatten heuer gegen die rankenkletternden Ratten keine Chance - zumal diese mittlerweile so groß werden, dass auch ausgemachte Dach-Kater wir der "Lazaro" sich kaum noch Chancen gegen sie ausrechnen...

Die einen gehen, die anderen kommen:
Seit einigen Jahren dürfen wir uns über die Zunahme des "Aquila Marina", des mediterranen Seeadlers, freuen. Eine Kolonie hat sich in einer Felswand unweit vom Passo del Ginostro eingenistet. Seither sind die Horste in keinem Jahr leer geblieben, und es ist, als wollten uns diese Angeber mit ihrem schrillen Pfeifen aus der Blauthermik heraus im mühelosen Gleitflug an unsere Erdhaftung erinnern.

Samstag, 20. August 2011

Grenzenloses Wachstum

Wenn die Wirtschaftsexperten die Welt in ihrem Wachstumswahn weiterhin wahrnehmungsgestört und wandelsresistent regieren, ergeht es wohl unserem Planeten global  bald so wie dem Kletterjasmin auf der anderen Seite unserer Gasse: Er gerät außer Kontrolle!

Auch über seine Zukunft haben diverse Experten, damals  2005 als unser Haus zum Außenanstrich eigerüstet war, heftig gestritten. Die einen Nachbarn, in deren Cantine das haardünne Wurzelwerk zerstörerisch durch die Trockenmauern vorgedrungen war, wollten ihn rausreißen und chemisch bekämpfen, andere schlugen dirigistische Maßnahmen wie regelmäßiges Beschneiden vor, und die Gemäßigten wollten bloß der Natur ihren freien Lauf lassen. So nach dem Motto: Die Natur fände ja immer von selbst eine verträgliche Lösung.

Alle lagen schief: die, die  heimlich hergegangen waren, um ihn knapp über dem Pflaster abzusäbeln, aber auch die, die dem Stumpf nach der Amputation Regenerationsmaßnahmen angedeihen ließen...
Es ist eine Tatsache - und damit lagen dann  auch die liberalen Bewohner des Borgos schief - dass die Natur nicht nur den menschlichen Größenwahn überlebt, sondern ihn regelrecht platt macht, wenn man ihr nur die Gelegenheit dazu gibt.

Neulich habe ich hier  via Satellit einen Naturfilm aus der kontaminierten und entsiedelten Sperrzone rund um Tschernobil gesehen. Ein Vierteljahrhundert nach der Nuklearkatastrophe hat sich die Natur dort quasi alles zurückerobert oder besser unter den Nagel gerissen. Die Botaniker und Zoologen sprechen von einer der artenreichsten, "naturbelasssenen" Zonen im eurasischen Raum. Die Halbwertzeiten  der  radioaktiven Strahlungen schaden nämlich nachhaltig nur dem in langen Zyklen lebenden Menschen. Die Wildtiere leben alle nicht lange genug, um den schädlichen Einfluss der Strahlung auf  die Nahrungskette und ihr Erbgut  sowie den wuchernden Lebensraum einschränkend zu erleben... Warten wir auf die Mutanten.

Obwohl also dieser imnmerzu  weißblau blühende Jasmin unter Kontrolle stehen sollte, hat er sich in diesem oft nur teilzeitbelebten  Dorf  mittlerweile ein beängstigendes Herrschaftspotenzial erklettert: Aus den Ritzen der  Stufen eines uralten Weges zwischen zwei Häusern auf der anderen Seite der Gasse hat er sich nicht nur wie eine Liane an einer glatten Wand emporgeschwungen, sondern hat dann an einem Kabel hangelnd die Seiten  - zu unserem Haus hinüber - gewechselt. Drei unserer Fenster hat er schon okkupiert, während er sich bereits auf den Weg macht,  auch die Burg selbst jenseits der Piazza eines nicht allzu fernen Tages in ein "Dornjasminchen-Schloss" zu verwandeln.

Die italienische Post, aber auch die Stromversorger ignorieren die Gefahr noch. Ich aber weiß genau, was auf uns zukommt...
Diesen Herbst werde ich ihm die Schlagläden noch aus den gierig wuchernden Schlingen reißen. Aber was wird sein, wenn ich im nächsten Frühjahr zurück komme und wieder Burgbriefe schreiben möchte? Muss ich dann eine Machete neben der Tastatur liegen haben und die Webcam vom Wuchern befreien? Die Datenleitung hat der Jasmin ja bereits eingewickelt. Wird er dann abends bestimmen, was wir im Fernsehen gucken, wenn er auch noch die Satellitenschüssel umkränzt? Vorboten haben ihre Ranken ja bereits in Richtung oberste Etage ausgestreckt. Das sind jetzt schon rund 13 Höhenmeter, die er überklettert hat.

Ironie des Schicksals: Wir hatten uns für den Portico unserer Terrasse ein Pflänzchen der gleichen Gattung gekauft, damit es ihn - angespornt vom  beeindruckenden Beispiel weiter unten (noch) - baldigst überwuchern möge. Das Jasminchen aber verweigert schlicht jeglichesWachstum .

Da sind jetzt eindeutig echte Wachstumsexperten gefragt...

Rösler hilf!

Sonntag, 14. August 2011

Der Omburgsmann

Schweden:Italien: unentschieden      Ölkreide
Soederquist, der gar nicht so alte Schwede vom oberen Ortseingang, ist jedenfalls nicht so ein Do-it-yourself-Trottel wie ich (der ja bekanntlich über zwei linke Hände verfügt,die nur mit Daumen versehen sind...).
Soederquist hat im Alleingang, und nur im Urlaub, aus dem damals schon  hübschen Torhäuschen, dass er einer Deutschen Lehrerin vor ein paar Jahren abgekauft hat, ein echtes Schmuckkästchen gemacht. Er spricht außer Schwedisch nur vereinzelt Englisch, was seine Bauarbeiten ohne Hinzuziehung von Einheimischen in Titanen-Dimensionen erhebt.
Seit er nicht nur eine herrliche Terrasse hinzugefügt, sondern auch eine Trennmauer zum ominösen Parkplatz am Ende der berüchtigten Konsortiumsstraße wieder aufgeschichtet hat, ist sein Haus ein beliebtes Ferien-Domizil seiner Landsleute, die außer Schwedisch auch nur vereinzelt Englisch sprechen.
Wer die Dichte im Vorkommen böser Burggeister da oben aus meinen vergangen Posts kennt, kann vielleicht erahnen, dass es die kühlen Klaren aus dem hohen Norden nicht immer ganz einfach haben. Obwohl ja jeder Schwede quasi automatisch reichlich Gene von Rallye-Weltmeistern und Orientierungslauf-Champions in seinen Adern pulsieren lässt, tun sie sich hier oft schon schwer damit, das Mietobjekt überhaupt zu finden. Nach der beschwerlich langen Anreise mit GPS liegen dann im Erfolgsfall oft die Nerven endgültig blank, wenn sie die Kosortiumsstraße als letztes Hindernis vor dem entspannten Urlaubsspaß vorfinden...

Das dramatische Ende einer solchen Anreise hatte ich vor ein paar Wochen zu schiedsrichtern. Es war schon längst dunkel. Da klingelte Signora Electra und hatte Majestix dabei. Das klingt verworren - ich weiß - aber gemach. Signora Electra, die Seelensammlerin, sieht mich schon des längeren und zunehmend als Problemlöser für die eher weltlichen Dinge im Borgo: Ein Postbote, der unter dem Wirrwarr der neu angebrachten Hausnummern zu scheitern droht, wird genauso zu mir geleitet, wie Lieferanten, die etwas für ausländische Empfänger abzugeben haben. Da kann es auch schon mal passieren, dass  "DER SPIEGEL", der für einen Dauer-Residenten am oberen Dorfrand bestimmt ist, mir aus Bequemlichkeit zur Weitergaben in die Hand gedrückt wird.
Aber der Fall Majestix, das sah man schon an den angespannten Mienen, lag diesmal weitaus dramatischer. Wobei ich nachtragen muss, dass Majestix eigentlich Torto heißt und nur deshalb von mir so genannt wird, weil seine Frau Milena exakt aussieht wie Gutemiene, die Comic-Ehefrau des gallischen Stammesfürsten aus "Asterix und Obelix". Majestix also spricht außer ligurischem Dialekt vereinzelt Italienisch.

Es überrascht mich selber immer wieder, wie ich in dieser babylonischen Sprachverwirrung meist alles verstehe, Sachverhalte erklären und gelegentlich sogar eine Lösung herbeiführen kann.

Was war geschehen:
Der Gast-Schwede war mit seinem Riesen-Schlitten schon an der ersten Harnadel-Kurve der Konsortiumsstraße gescheitert und hatte offenbar Angst Kupplung und Bremse seines Lieblings zu schädigen. Torto kam gerade in seinem italienischen Kleinwagen hinterher gefahren, und da er ja sowieso nicht vorbeikam, erbot er sich das Auto des Schweden samt Gemahlin zum Parkplatz hochzufahren. Was ihm - natürlich nicht ohne Stolz - mühelos gelang. Ob das den Schweden wurmte oder es nur seinem schwedischen Sinn für Fairdeal geschuldet war: Er setzte sich in Tortos Auto, um ihm hinterher zu fahren. Dabei gelang ihm das einmalige Kuststück auf etwa fünfhundert Metern dem Torto nicht nur die neue Kupplung, sondern auch die vor kurzem ausgetauschten Bremsbeläge so zu ruinieren, dass dem Hilfreichen ein Schaden von 750 Euro entstand.
Nun wollte er Schadensersatz von dem Schweden.

Das war genau so eine rechtliche Situation, mit der uns unser Juristen-Vater als wir klein waren, am sonntäglichen Frühstückstisch gerne genervt hatte. Aber jetzt half es, dem armen Torto auf dem Weg nach oben in meinem Speisekarten-Italienisch klar zu machen, dass eine Gefälligkeit vor Gericht kaum als Rechtsgeschäft angesehen würde, und er kaum eine Chance hätte, wenn es nicht zu einem Gentleman-Agreement käme.
"Ja, mach Du nur!", meinte Majestix lapidar.

Mir war klar, dass der Schwede als solcher ja im Alltag mit Ombudsmännern (außergerichtlichen Mittelsmännern) aufwächst. Sich so einem Verfahren also sicher stellen würde. Deshalb versuchte ich bei nächtlichen 30 Grad das Eis mit einem Späßchen zu brechen: Ich sei kein Ombuds- sondern eher ein Omburgsmann. Was entweder auf Humorlosigkeit oder Unverständnis stieß.
Kein verheißungsvoller Auftakt. Die Fronten verhärteten sich noch, indem der Schwede immer wieder verdeutlichte, dass er alles andere als reich sei. Da konnte Majestix nur mit seiner schrecklichen Armut kontern, die sich über geschätzte zwei Bergrücken Agrargrundbesitz zieht.
So kamen wir also nicht weiter, und deshalb wurde ich sehr theatralisch. Es sei eine "question of honour" sagte ich dem Schweden und "una cosa d`onore" dem Italiener. Und dass ich dann vor lauter Scham  wohl gehen müsse.
Immer mehr Dorfbewohner wurden Zeugen dieser  nordsüdlichen "Commedia dell'Arte". Am Ende fragten mich dann beide, was ich denn riete.
"Macht Halbehalbe!"
Finalmente war der Schwede bereit, 300 Euro aus seiner strapazierten Reisekasse zu nehmen. Torto war nach anfänglichem Zögern dann auch einverstanden. Und so lagen sie sich am Ende - ohne mich weiter wahrzunehmen -  in den Armen, während ich allein, unbeachtet und völlig erschöpft wieder nach unten schlich.

Nachspiel: Vorgestern Nacht klingelt es an der Haustür. Weil wir nicht jedesmal die drei Stockwerke runterrennen, öffnete meine Frau das Fenster zur Piazza und fragte nach dem Begehr, den sie natütrlich wieder mal nicht verstand: Da wolle mir einer mitten in der Nacht Wein verkaufen, meinte sie. Im Dunkel der Piazza war der Mann nicht zu erkennen, aber dann begriff ich endlich doch, dass es Torto war, der sich mit zwei Flaschen Wein für meine Vermittlung bedanken wollte.
Die eine Flasche war sein selbst gekelterter Bio-Pigato, ein wahrer Ko-Tropfen, der ich meine Nacht mit Ginger verdankte (siehe letztes Post)...

Mittwoch, 10. August 2011

Ginger und ich

Ja, ich geben zu, ich habe die halbe Nacht mit Ginger verbracht. Ich habe sogar mit ihr geschlafen, aber das hatte ich nicht vorgehabt. Das kam dann doch sehr überraschend. Denn obwohl ich ihr seit bald einem Jahr Avancen gemacht hatte, wurde ich von ihr meist ignoriert.

Erst seit Gustavo, der Gemüse-Mann, mit Carina, der Sammlerin allzu farbenprächtiger Jogginganzüge, zusammen ist, hat mich Ginger überhaupt mal wahrgenommen. Vielleicht um Eifersucht zu erzeugen, und die zwei wieder auseinander zu bringen?  Aber solche Spielchen mache ich natürlich nicht mit.  Und es hat auch bei Gustavo nichts geholfen.
Da kann sie noch so geschmeidig mit hoch gestelltem Hintern über die Piazza schreiten und Geschick mit ihrer Zunge demonstrieren. Ich mach mich doch nicht zum Hampelmann ihrer Launen...!

Aber wer kann schon auf Dauer einer Rotblonden widerstehen? Plötzlich hatte sie mir nicht mehr bloß den Rücken zugedreht, sondern schritt immer häufiger mit unschüchternem Blickkontakt direkt auf mich zu. Und dann ist es gestern Nacht - als wir  allein auf der Piazza waren - endlich passiert. Lässig und bestimmt kauerte sie sich zu mir aufs Kissen, und als ich über ihren samtweichen Hals strich, schmiss sie sich regelrecht an mich ran, biß voll Verlangen in die sie kosenden Finger.

Ehrlich, ganz Gentleman, wollte ich eigentlich nur in der dunklen Hitze der notte magica über ihren Schlaf wachen, aber dann schwanden mir eben die Sinne, weil ich wohl zuviel von Majestix' Biowein probiert hatte...

(Majestix heißt übrigens so, weil seine Frau genauso aussieht wie die Gutemine aus den Asterrix-Büchern. Passt ja irgenwie zu Obelix oder? Aber davon Details in meinem nächsten Brief über den Om"burgs"mann...) 

Irgendwann nach Mitternacht riß uns die "zweitbeste Ehefrau von allen" aus dem gemeinsamen Schlaf. Ich habe gar nicht erst versucht, irgendwelche Ausreden zu suchen, sondern ihr gleich klar gemacht, dass sie sich nicht ums Ungeschehen Gedanken machen muss. Sie sehe ja, dass der Platz an meiner Seite nun von Ginger beansprucht würde.

Aber mal alles romantische Getue beiseite: Als Hunde-Herrchen mit anderthalb Jahrzehnten Erfahrung war ich ja einiges gewöhnt, aber dass so ein winziges Kätzchen wie Ginger derart furzen kann, dass man die Piazza hätte eigentlich evakuieren müssen, hätte ich niemals für möglich gehalten.

Sonntag, 7. August 2011

Gustavos Gemüse

Vor dem Kochen              Oil on Canvas
Maremonti 3
Gustavo liefert mir zwar frisches Gartengemüse bis zum Abwinken, aber von meinen daraus zubereiteten Gerichten möchte er nicht kosten. Ihm käme das Zeug schon zu den Ohren raus, gab er gestern vor, als ich ihn und die Jogginganzug-Sammlerin einlud, einmal das zu probieren, was ich aus seinen Ernteerträgen kreiere.

Das ist natürlich nur die halbe Wahrheit. Richtig ist vielmehr, dass Ligurerinnen und Ligurer als solche, Leuten von anderswo einfach kulinarisch nichts zutrauen. Das bekommt der Arglose schon im Angebot der hiesigen Supermärkte zu spüren. Obwohl Frankreich gerade mal eine halbe Autostunde entfernt ist, sucht man in den Regalen der italienischen Handelsketten französische Käse und Pasteten sowie Weine meist vergeblich. Das kulinarische Zusammenwachsen Europas findet in den Köpfen der ligurischen Mehrheit nicht statt, obwohl ja mittlerweile hier  auch Fillialen französicher und deutscher Großanbieter ihre Pforten geöffnet und reichlich Kundschaft gefunden haben...
Uns macht das nichts, denn wir nehmen den gelegentlichen Mangel als willkommenen Anlass, in die Markthalle nach Menton zu fahren, die noch jene Atmosphäre von "Les Halles" hat, die den Parisern längst verloren gegangen ist. Was ist das nur für ein himmelweiter Unterschied, wie liebevoll und dekorativ dort das Angebot  dem Auge dargereicht wird...!
Und wenn mir nordafrikanische und asiatische Gewürze ausgehen, nehme ich auch noch die halbe Stunde weitere Fahrt nach Nizza in Kauf, um in den Gewürzläden von Vieux Nice nach immer neuen Geschmackskombinationen zu stöbern. Aus dieser Vielfältigkeit entstehen - wie ich sie nenne - Crossover-Gerichte, die aber durchaus unter das Siegel Maremonti passen. Ob Gustavo und seine Geliebte wirklich ein Highlight verpasst haben, überlasse ich hiermit den Lesern der Burgbriefe:

Kompott aus Hörner-Zucchini mit Garnelen und Räucherlachs

Trombette stufate con gamberi (mazzancolle) e salmone affumicato

Zutaten für vier Personen:
1 Pfund Hörner-Zucchini (das sind nicht (!)die standartisierten geraden Treibhaus-Zucchini, obwohl die auch gingen - aber bei halber Garzeit). Sie sind hellgrün oder gelb und gebogen wie Jagdhörner mit einer kürbisartigen Verdickung am Ende...
4 mittelgroße Kartoffeln
1 große, weiße Salatzwiebel
4 mittelgroße Zehen  gemörserter, roter Knoblauch
4 geputze  und feinst geschnittene junge Lauchzwiebeln
10g geriebener frischer Ingwer
5g frischer grüner Korriander oder tunesische Korriander-Paste (vorsicht scharf!)
1 EL Coucouma zum Einfärben
4 Schoten Peperoncino
1/8 Liter süße Sahne
8 EL Olio Extra Vergine
400g vorgekochte aber ungeschälte Mazzancolle
100g Räucherlachs
Saft von je einer halben Limette und Zitrone


Zubereitung:
Kartoffeln in kleine Würfel schneiden und mit der gehackten Zwiebel, dem Knoblauch und den zerstoßenen Peperoncini im Olivenöl sowie grobem Meersalz bei kleiner Flamme sehr glasig anschwitzen.
Die Schalen der Mezzancolle mit einem großzügigen Glas Weißwein in Fischfond gründlich aufkochen und durch ein Sieb abgießen.
Die leicht geschälten Trombette gleichstark gewürfelt wie die Kartoffeln zu denselben geben und unter ständigem Rühren den Krabbenschalensud hinzugeben, bis eine kompottartige Masse entsteht.
So lange köcheln lassen, bis die Kartoffelwürfel fast nicht mehr zu erkennen sind (Sämigkeit!)
Ingwer in das Kompott reiben und mit Coucouma färben
Korriander kleingehackt hinzugeben (nach Gusto auch Thai-Basilikum und jungen Oregano)
Mit der Sahne ablöschen.
Die geschälten Krabben hinzugeben, unterrühren und sofort die Flamme ausstellen.
Etwas 10 Minuten ziehen Lassen und mit dem Saft  und weiterem Meersalz abschmecken.
In tiefem Teller laufwarm servieren und den in feine Streifen geschnittenen Räucherlachs mit den hauchdünnen Scheiben der jungen Zwiebeln darüber dekorieren.

Buon appetito!

Donnerstag, 4. August 2011

Die großen Nasenlöcher

Große Nasenlöcher             Ölkreide- Mischtechnik auf Karton


Zu den kreativen Hinterlassenschaften im Sprachgebrauch unserer Familie gehören immer wieder nachhaltige Beiträge meiner Tochter. Einer entzückt meist auch Nichtmitglieder, wenn wir ihn nach arglosem Insider-Gebrauch erklären müssen. Der entstand so in etwa als Töchterchen im Teeniealter war und beim Sonntagsfrühstück plötzlich meinte:
"Mei, Pappi, hast du jetzt wieder große Nasenlöcher!"
"Wie?"
"Immer wenn du richtig angibst, dann bekommst du solche Nasenlöcher!" - Sie nahm zur Beschreibung ihre Arme in vollen Kreisen zur Hilfe...
Seither weiß jeder in der Familie, dass er entweder selber gerade aufträgt wie eine Tüte Mücken - oder was von Leuten zu halten ist, die wir zu treffen im Begriff sind. Eine schöne Metapher. Und vor allem so treffend!
Ich gebe gerne an und finde es geradezu feuilletonistisch, wenn der zu Beeindruckende das mitgelieferte Augenzwinkern mühelos wahrnehmen kann.
Zwei Beispiele: 
Ein Jugendfreund, Segelkamerad und Sohn, dem nicht allzu viel zugetraut wurde, hatte das ihm anvertraute Familien-Unternehmen spektakulär erfolgreich an die Börse gebracht. Während des Crashs in der Finanzkrise verlor die Aktie des Börsen-Shootingstars erheblich. Was den Betroffenen - inzwischen wieder im Besitz der Aktienmajorität - angeblich zu dem dramatischen Ausbruch veranlasste: "Jetzt werde ich wohl den Stewards auf meiner Yacht die Weihnachstsgratifikation streichen müssen..."
Oder mein Golf-Kamerad, der einmal von seinen bescheidenen Ansprüchen ans Leben schwadronierte, bevor er anschließend seinen Double-Bogey-Putt verschob; "Weißt du, ich erwarte ja nicht viel vom Leben. Ein einstelliges Handicap vielleicht. Eine rothaarige Freundin Ende 20, die sich selbst aushält und mir bei finanziellen Engpässen auch mal aushelfen kann. Und letztlich, dass meine Kinder ihr Harvard-Studium anständig zuende bringen...Und meine Frau vielleicht Bridge-Weltmeisterin wird." 

Dennoch hatte ich irgendwie gehofft, dass ich durch Tauschen des Schlossberges bei München mit dem Burgberg hier in Ligurien diesem ewigen Nüsternblähen aktiv und passiv entgehe. Aber das Klappern gehört wohl international zum Handwerk . Aber wenn man davon profitieren kann...

Gustavo, der derzeitige Lover unserer erotisch nimmermüden Jogginganzug-Sammlerin (siehe Blog "Liebe" vom 22.6.) erzählt eines schattigen und heißen Nachmittags bei einem Bier auf der Piazza, er sei nicht deshalb so erschöpft, sondern weil er einen Gemüsegarten oberhalb von Imperia ganz allein zu versorgen hätte. Tausende Tomaten, Auberginen und Zucchini, Zwiebeln, Melonen, Peperoni. Beim Aufzählen wurden seine Nasenlöcher immer größer und mein Argwohn in Form von ansonsten nicht vorhandenen Stirnfalten ständig deutlicher. Als ich ihn dann fragte, ob sich das am Ende nicht doch negativ auf seine Liebeskraft auswirken würde, erhob er nur wortlos eine der längsten und dicksten, strickt gerade gewachsenen Auberginen. Ich lachte schallend und bekomme seitdem jeden Samstag gratis eine Steige mit den wohlschmeckendsten Gartenfrüchten meines Lebens.

Oder Giancarlo, den man, wenn man ihm nur eine Weile zuhört, für den Donald Trump der "Riviera dei Fiori" halten könnte. So sehr schwärmt er von den Palazzi, die ihm am Meer oder hier oben im Borgo gehören, und die er alle eigenhändig mit viel Geschmack und Handwerksgeschick herrichtet. Wieso er dann überhaupt noch drei Nächte in der Woche Nachtschicht bei der Post schöbe? Wegen der Steuer natürlich und der Krankenkasse! Tatsache ist, dass seiner süßen kleinen Frau die meisten der wahrhaft kaum zählbaren Liegenschaften gehören, aber der Macho nimmt das eben nicht so genau.

Ja und dann war vor zwei Tagen wieder mal so ein spontanes Piazza-Fest mit grandiosem Buffett und Mordsstimmung bis um zwei Uhr nachts: Mit jedem weiteren Glas Wein wurde die romantische Kerzen- und Lampen-Illumination überschattet. Man sprach von Reisen, Restaurants, Autos, Weinen. Auf einmal sah ich nichts mehr, weil sich meine Nasenlöcher derart geweitet hatten, dass ich meine Tischgenossen nur noch wahrnehmen konnte, wenn ich den Kopf extrem um 180 Grad nach hinten drehte. Aber den anderen schien es genauso zu ergehen. Wie in in den berüchtigten schwazen Löchern im All verschwanden Luxusautos, Traumvillen und andere Statussymbole in den geblähten Nüstern meiner Tischgenossinnen und - genossen.
Denn wir, die wir zehn Jahre oder weniger aus dem Job und der Wichtigkeit heraus waren, begannen auf einmal darüber nachzudenken, wieso eigentlich unsere Kinder und Enkel, sich aktuell so schwer tun, das von uns all die fetten Jahre Vorgelebte nur ansatzweise durch eigenene Leistung nachvollziehen zu können.

Das war dann doch sehr ernüchternd.

Sonntag, 31. Juli 2011

Hinter dem Goldenen Tor

Ölkreide auf Karton
„Wie war's doch auf der Burg vordem,
Mit dem Heinzelmännchen so bequem!
Denn, war man faul:.... man legte sich
Hin auf die Bank und pflegte sich:
Da kam sie bei Nacht,
Ehe man’s gedacht,
Mit 'nem Wein und schwärmte
Und klapperte und lärmte
Und rupfte
Und zupfte
Und hüpfte und trabte
Und putzte und schabte (leider nicht).....
Und eh ein Faulpelz noch erwacht,...
War die Nacht..... schon durchgemacht!“
Frei nach August Kopisch 








Wer sich mit der Genealogie von Heinzelmännchen beschäftigt, stellt gleich zu Beginn der Ahnenforschung zweierlei fest: Erstens: Sowohl in Deutschland - wo sie in Köln quasi ihren Ursprung hatten - als auch in Italien - wo sie wie andere auch Urlaub machen - sieht die Nomenklatur keinerlei Weiblichkeit der lieben Zwergwüchsigen vor. Die Literatur spricht  von Il Foletto Buono (wörtlich übersetzt: der gute Kobold) oder dem Heinzelmann, aber nirgendwo liest man von einer Heinzelfrau oder gar una Folletta Buona... Zweitens: Es gibt keine Quotenregelung.
Dabei haben jüngste Beobachtungen weibliche Exemplare mit durchaus augenfälligen Rundungen an geeigneten Stellen ausgemacht. Wohl kaum aber ist die Emanzipation an diesen weiblichen Kobolden vorbeigegangen. Die kleinen, kugeligen Geschöpfe sind nicht nur wehrhaft, sondern stehen (entschuldigt) - durchaus ihren Mann.
Nun, mit diversen gescheiterten Rentenreformen und aufkommender Altersarmut, beschäftigen sich die Heinzelfrauen (nennen wir sie ruhig so) durchaus mit so profanen Dingen wie Vorruhestand und der Sehnsucht nach dem dolce far niente...
Wer will es ihnen auch verdenken: immer  Nachtschicht, stets im verborgenen ohne Lohn  arbeiten, zudem permanent Dinge erledigen, die andere liegen gelassen oder nicht mehr geschafft haben. Da kann eine schon mal Forderungen nach mehr sozialem Gleichgewicht stellen - auch wenn es bis zum Rentenalter ja noch hin ist.
Als Betroffener und heute extrem von Heinzelleistungen Abhängiger muss ich allerdings warnen. Das Träumen vom Ruhestand so lange er noch in weiter Ferne ist, bedeutet Antrieb, Hoffnung oder positive Erwartung. Was jedoch ist, wenn man das goldene Tor durchschritten hat, hängt von derart vielen unerwarteten Faktoren ab, dass sich der eine oder andere wünschen wird, er wäre noch ein paar Jährchen davor geblieben. Einmal aus dem Spiel kann bedeuten, nie wieder aufgestellt zu werden...

Das Goldene Tor finden, aber nicht hindurch können...  Acryl auf Ölblock  9. Motiv der "können"-Serie
 

Dienstag, 26. Juli 2011

Urängste 2

Die letzte Frucht am Baum der Erkenntnis                  Oil on Canvas






















Hätten die skandinavischen Literatur-Genies in ihren Krimis nicht schon seit Jahrzehnten so realistisch in die abgründigen Seelen ihrer Landsleute geschaut, wäre mein Schock über die Vorkommnisse in Norwegen noch größer gewesen. Bis jetzt konnte man davon ausgehen, dass der Terror durch ihre Freizügigkeit in die Nordländer importiert wurde. Nun ist die Erkenntnis da, dass das letzte gewaltfreie Paradis Europas  durch die Wut eines Gestörten auf genau diese Verhältnisse zu Fall gebracht wurde... Während zweier Jahrzehnte war ich alljährlich mindesten einmal in Norwegen. Es war immer das Land, in dem ich auf meinen Reisen am wenigsten Angst hatte.

Vor kurzem schrieb ich an dieser Stelle von der Dankbarkeit, zu einer Generation zu gehören, die auf dem Territorium ihres Vaterlandes keinen Krieg zu erdulden hatte. Ich war allerdings nicht mutig genug, zu gestehen, dass die Urangst vor etwas die ganze Welt Erschütternden mich bis hier hinauf auf den Burgberg verfolgt, und dass mich dieses zunächst vollständige und nun auf Teilzeitbasis gelebte Exil nicht wie erhofft vor ihr bewahrt. Im Zeitalter von Satelliten-Fernsehen und Internet aber auch bedingt durch das Alter bin ich dieser Urangst zunehmend hilflos ausgesetzt. Das Jahr 2010 war schon irgendwie apokalyptisch. Nun hat ihm 2011 längst schon den Horror-Rang abgelaufen.

Die Jugend kompensiert offenbar diese Ängste durch den eigenen Lebenskampf. Sonst hätte ich die Acceleration doch schon früher bemerken müssen. Meine ersten Olympischen Spiele als Journalist 1972 waren der Auftakt des Terrors. Gerade hatte ich  noch erlebt, wie ein ungedopter, langbeiniger deutscher Teenager sich beim Hochsprung unfassbar in den Nachthimmel von München zu Gold geflopt hat, da war der olympische Friede am nächsten Morgen auch schon auf immer gestört. Vier Jahre später waren die Olympischen Spiele von Montreal durch den stetig wachsenden internationalen Terrorismus schon ein derartiges Sicherheitsbollwerk, dass eine der großen Stories meines Lebens buchstäblich zwischen den Leibern einer überängstlichen Antiterror-Einheit eingeklemmt wurde und ungeschrieben blieb. Und dann Sarajewo, wo Soldaten während der Spiele 1984 auf mich anlegten, weil ich in der frisch verschneiten nächtlichen Altstadt  mit ihren Minaretts eine Automatik-Kamera rot blinkend und selbstauslösend in den Schnee gelegt hatte.

Sarajevo war ja dann auch das Mentekel für den Irrglauben im Traum, irgendetwas würde sich nach Fall von Mauer und Eisernem Vorhang im Wiedervereinigen zum Besseren wenden. Ist es  der Alterspesssimimus, den ich der Elterngeneration immer vorgeworfen habe, oder naschen wir vor der herannahenden Feuersbrunst bereits ungeniert von der letzten Frucht am Baum der Erkenntnis?

Angesichts der Tragödie um Fukushima wollte ich an dieser Stelle nicht den Erdstoß thematisieren, der unser Haus hier vor rund zwei Wochen erschüttert hatte. Es war von den vier Erdstößen, die ich im Laufe meines Lebens in verschiedenen Winkeln der Welt erleben musste der bei weitem leichteste. Aber er löste angesichts der Umstände in diesem Jahr den größten Schrecken aus. Schließlich liegen die französichen AKWs im Rhonetal nur gut zwei Westwind-Stunden von uns entfernt...

Ja, und dann war es dann doch diese einzigartige Jetztzeit, die wieder für Beruhigung sorgte: Ein Blick auf den Erdbeben-Monitor im Internet vergewisserte innerhalb einer Viertelstunde die Stärke des Ausläufers und die im Epizentrum knapp 60 Kilometer vor Korsikas Westküste in  rund sechs Kilometer Meerestiefe...
Erschütternd aber nicht zerschmetternd - vielleicht wieder mal eine Ermahnung.

Donnerstag, 21. Juli 2011

Kleine Agave

Aloe Vera          Ölfarbe auf Leinwand gespachtelt
Im Schatten deiner Mutter hast du dich festgekrallt. Du hast gelernt, genügsam zu sein und trotzt  der prallen Sonne und den harten Winden vom Meer. Der steinerne Jesus über dir - die Arme zum Kreuz gestreckt - verspricht dir Segen, den du noch nicht verstehst. Denn du schämst dich deiner graugrünen, stachlig steifen Blätter, mit denen dich dein Schöpfer ausgestattet hat. Und du bist eifersüchtig auf deine kleinen Schwestern, die weiter unten alle Jahre wieder dicht gedrängt ihre prachtvollen Kerzen ins Azur und die weiße Gischt der Brecher recken. Du siehst die Menschen,  die nachmittags vom Strand kommen und die weicheren Blätter der Aloe Vera brechen, um sich mit deren Saft die sonnenverbrannte Haut zu kühlen. Da wüscht du dir auch einen derartigen Zuspruch und einen heilenden Segen deiner Säfte. Aber du musst dir die paar Tropfen Wasser ja für ein langes, bescheidenes Leben einteilen.
Vielleicht tröstet dich daher  ja dieser Gedanke - kleine Agave:
Wenn du in bald hundert Jahren zum ersten und einzigen Mal deine blühende Krone hoch und majestätisch in den Himmel reckst, sind wir hier noch nicht einmal mehr in Erinnerung...

Montag, 18. Juli 2011

Träume

Migräne          Oil on Canvas
Es gab eine Zeit, da wurde ich dazu angehalten, meine Träume nicht nur aufzuschreiben, sondern sie am nächsten Morgen auf einer Couch liegend auch zu erzählen. Schreib- und erzählbegabt verhalf ich unter anderen einem Mann zu einer spannenden Morgenunterhaltung (nachmittags empfing er nicht) und zu einem schwarzen Porsche-Cabrio. Jetzt ist  der Therapeut  - obwohl ja gleichalt  gewesen - schon einige Jahre tot, und ich bin immer noch am Leben. - Was ich ganz bestimmt nicht ihm verdankte, und auch nicht den Schlaumeiern vom Max-Planck-Institut, die mich damals mit Präparaten aus der US-Psychopharmaka-Industrie vollstopften, die nicht einmal ausgetestet oder in Deutschland zugelassen waren...

Wieso ich gerade in diesen Tagen und auf diesem Wohlfühl-Blog so eine komische Geschichte erzähle?  Papa Hemmingways Tod hat sich ja gerade rund gejährt. Und ich bin jetzt 62! Einer der Max-Planck-Typen, mit dem ich damals zufällig  auch Squash spielte, verriet mir nach mehreren Halben Bier, ich sei nicht zu retten. Die Psychatrie rätsele schon seit Jahren, wieso kreativen Leuten, die schrieben oder malten, nicht zu helfen sei... Ich solle mich darauf einstellen, so wie Hemmingway zu enden. Wenn ich mich recht erinnere, sprach er sogar von einem Hemmingway-Syndrom...

Was macht der traurige Fischer?            Oil on Canvas
Da muss ich ja von Glück sagen. dass ich nicht  - wie ich jüngst in diversen Veröffentlichungen nachlas -  gleich dem Urvater des "Creative Writings"  mit Elektroschocks behandelt wurde. Außerdem half mir zum Überleben vielleicht auch meine Aversion gegen jegliche Art von Schusswaffen, die nicht im olympischen Wettkampf als Sportgerät verwendet werden (-falls mir ein kenntnisreicher Blogleser meinen Bestseller mit Trainingsanleitungen zum Sportschießen vorhalten wollte)...

Hemmingway trank, liebte gutes Essen und bezog aus den Aggregatszuständen des guten Lebens seine Schreib-Power, die - wie ich finde - zeitlos und einzigartig ist. Er war übrigens auch ein leidenschaftlicher Skifahrer - wie seine Enkelin Margaux (benannt nach einem Premier Grand Cru  Bordeaux aus dem Haut Medoc), die ich mal für ein Titel-Shootig gewinnen konnte.

Er hatte den Erfolg, ich 30 Jahre mehr medizinische Forschung. Denn eines Tages kam ein Arzt auf die Idee, ein Langzeit-Zucker-Profil von mir zu erstellen. Da kam es - nicht vorhersehbar - zu plötzlichen Unterzuckerungen, bei denen mir die Schädeldecke davonflog, mein Herz völlig außer Takt raste und lang anhaltende, depressive Zustände über mich das Kommando übernahmen, bei denen ich schon mal überlegte, freiwillig aus dem Leben zu scheiden.

Dass das ganze oft nach extremen Träumen geschah, entlastet die Seelenklempner zwar nicht, zeigt aber, wie sehr die Medizin bis heute am Mangel der ganzheitlichen Denkweise leidet.

Der "freudianische" Porschefahrer schob die vielen Frauen, die in meinen Träumen überproportional und vor allem farbenprächtig vorkamen natürlich auf meine Mutter - und auf meine Frau, die für mich möglicherweise nicht die Richtige gewesen sei.
L'Absinthe                     Oil on Canvas

Meine Mutter ist leider seit sechs Jahren tot, und ich lebe nun mit der falschen Frau  hier auf der Burg. Gerade heute, da ich diese Zeilen schreibe, haben wir festgestellt, wie gut wir es nach immerhin 45 Jahren Zusammensein miteinander getroffen haben. Aber träumen tue ich immer noch den gleiche Mist wie vor 30 Jahren. Und manchmal wache ich gerädert von diesem halbrealistischen, nächtlichen Wahnsinn auf und bin dann dankbar, dass es nur ein Traum war.

Manche Leute, die meine Bilder betrachten und ehrlich  kein Blatt vor den Mund nehmen, fragen mich oft, welche Drogen ich bei diesem oder jenem Bild genommen hätte. Wieso ich mal gegenständlich malte und dann wieder so irres Zeug...

Da kann ich nur sagen: Um am Leben zu bleiben!


P. S. Wer die Frage vom Titel des zweiten Bildes richtig mit einem Kommentar beantworten kann, gewinnt eine Woche Aufenthalt auf der Burg...