Sonntag, 31. Mai 2015

Campanologie

Was einem alles so durch den Kopf geht, wenn der Nebel einen umhüllt und man so in den Sonntag-Morgen hinein döst... Seit Tagen überwiegen´hier oben die Wolken und es ist für die Jahreszeit immer noch zu kalt. Wir könnten ans Meer hinunter fahren, aber Sonntag ist nun einmal unser Ruhetag, an dem wir uns vom Rentner-Stress der Woche entspannen. Auslöser waren die Telecom und die Elektrizitätswerke der ENEL.

Nach einem Monat haben wir endlich wieder Telefon. Zum Schnäppchen-Preis habe ich eine neue Schnurlos-Anlage gekauft, damit wir auf jedem Stockwerk eine Station haben. Aber wir haben jetzt wieder die alte Nummer aus Analog-Zeiten, an der einst unser Fax hing. Die Folge: Alle, die die bisherige Nummer wählen, kommen nicht mehr durch. Da unser Wohnzimmer zudem ganz oben ist, empfängt die obere Station mitunter wohl den Funkverkehr der auf einem Nachbarberg gelegenen Nato-Funkstation wenn jemand vom Handy anruft.  Oder ich habe falsche Schlagwörter in meinen Blogs benutzt und werde bereits von der NSA abgehört.

Vor über einem Monat waren wir zu dritt im Punto-ENEL, um den Strom zurück zu bekommen, den der Stromversorger eindeutig durch eine Reihe von eigenen Fehlern zu Unrecht abgestellt hatte. Dank Alicia als Übersetzerin sagte die nette Dame am Schalter dass nun alles automatisch seinen Weg gehe. - Also auch das Inkrafttreten des neuen Vertrages, der uns aufgezwungen wurde. Pustekuchen! Einerseits gab es eine erneute Mahnung und andererseits wurde uns ein zigseitiger Vertrag zugeschickt, den wir auch nicht kapierten, wenn er komplett in richtigem Deutsch verfasst wäre...
Wie die Italiener sich da immer noch Witze über Deutsche Bürokratie erzählen?

Aber - wie eingangs erwähnt - jetzt ist Entspannung angesagt. Das geht gut im gedämpften Morgengrauen, aber von Lautlosigkeit kann nicht die Rede sein. Denn die Mauersegler sind ohne Nebel-Leuchten bereits auf der Jagd und stoßen ihre spitzen Schreie aus. Dann klappert die "Seelensammlerin" auf den festen Absätzen ihrer Sonntagsschuhe zur Vorbereitung der diversen Gottesdienste hinunter zur Kirche.

Wenig später geht das Gebimmel der Kirchenglocken rund ums Tal los und führt zu physikalischen Überlegungen zum Thema Schall. Alles vergessen, was ich mal im Unterricht gelernt hatte! Gut, dass mein Tablet neben dem Bett liegt:

Also der Schall ist im Nebel weder schneller (wegen der Feuchtigkeitsdichte) noch langsamer (wegen der Mikro-Wassertropfen). Er wird lediglich gedämpft. Tiefe Töne dringen deutlicher vor als hohe Frequenzen. Dass wir auf dem Berg sind, vier der acht Kirchen, die wir vernehmen könnten, aber im Tal liegen, spielt auch keine Rolle. Der Schall wird allerdings in warmer Luft um bis zu zehn Kilometer schneller. Und gestern hatten wir auf den 500 Metern Höhenunterschied eine Temperatur-Spanne von über zehn Grad.

Die Distanz und der Temperatur-Unterschied zwischen den Kirchen und unseren Ohren führt also dazu, dass uns das automatisch eingestellte Geläut zeitversetzt trifft. Wenn dann noch eine der kleineren Kapellen mit ihren Glöckchen manuell dazwischen bimmelt, kommt es zu Dissonanzen...

Da fällt mir dann im Dahindösen ein köstlicher Krimi ein, bei dessen Lektüre ich erstmals über den Begriff Campanologie stolperte. War natürlich ein britischer. Die vermeintlichen Euro-Separatisten von der Insel machen ja aus nahezu allem einen regelrechten Wettbewerb. Die Campanologie bezeichnet ja nicht nur die Glockenkunde, sondern auch die Kunstfertigkeit beim manuellen Läuten von aufeinander abgestimmten, auseinander liegenden Gotteshäusern. In dem besagten Krimi geht es um die britische Meisterschaft, und es kommt zu Disharmonien, weil in jedem Sprengel auf einmal die Amateur-Glöckner unnatürlich dahin scheiden...

Bei den automatischen Geläuten hilft solche Hinterhältigkeit natürlich nicht. Deshalb üben wir uns in Geduld. Ist ja nicht alle Tage Sonntag, Und irgendwann scheint die Sonne auch wieder heiß aus einem azurblauen Himmel.

Mittwoch, 27. Mai 2015

Bade-Saison

Als ich vor beinahe 30 Jahren mit einem in Anting gebauten VW-Santana und dem zweiten an eine Langnase ausgestellten Fremden-Führerschein in der Chinesischen Volksrepublik am berühmten Kaiser-Kanal entlang fuhr, sagte mein aus Peking stammender Beifahrer und Übersetzer:

"Pass mal auf! Heute siehst du die Genossen noch in in ihren Wintersachen. den Steppjacken und der langen, wollenen Unterwäsche. Für morgen ist der Frühlingsanfang offiziell angesagt. Dann wirst du meine Landsleute in  Leinen-Maos beziehungsweise die Damen in ihren Seiden-Anzügen zur Arbeit gehen sehen... Egal. ob von der Taklamakan oder der Gobi noch eisige Winde wehen..."

Genau so war es.

Ist das nicht toll, dass die Staatsmacht einfach vorschrieb, wann der Winter zu Ende war? Meinen Teilzeit-Landsleuten hier in Ligurien schreibt der Renzi - obwohl Sozialist - nix vor. Und deshalb sind sie in diesen Tagen rund um Pfingsten, in denen normalerweise die Bade-Saison beginnt, hoffnungslos desorientiert. Was soll einer denn anziehen, wenn oben in den Bergen heuer noch Schnee liegt und die "Zweitbeste" mit Stepp- und Überdecke  nächtens allenfalls auf der Burg die Nasenspitze  freigibt?

Aber irgendwie sind wir zwei auch ein wenig chinesisch, denn nach dem Pfingstmontag fahren wir immer ans Meer, um die Bade-Saison (natürlich der Anderen) irgendwie mit zu eröffnen.

Nach dem Zeitfahren letzte Woche von San Lorenzo nach Sanremo zum Start  des Giro auf unserer Radel-Autobahn entlang der Küste, sind immer noch die rosaroten Dekorationen überall zu sehen. Die meisten unserer Stamm-Restaurants in Santo Stefano jedoch haben Ende Mai wegen des schlechten Wetters gleich wieder zu gemacht oder eröffnen gar - wenn überhaupt - unter anderer Führung  - wie das  Grotta D'Oro.

Jahrelang war das Qualität auf höchstem Niveau. Das niedliche Restaurant mit dem Wintergarten hatte aber den Nachteil, dass es durch die Straße vom Meer getrennt war.

In die allgemeine Service-Lücke ist jetzt der Besitzer der (ehemaligen?) Eisdiele La Palma vorgestoßen und hat seine Aussicht-Plattform über den Bade-Stränden kurzer Hand zum Restaurant umfunktioniert. Mit Erfolg, denn mittags waren alle Tische dort unter sturmfesten Sonnen-Schirmen besetzt.

Die "Zweitbeste" hatte Carpaccio von geräuchertem Schwertfisch auf im Wirtsgarten per Hand gepflücktem Rukola und danach Polpo-Patate. Ich hatte selbst gebeizte Alici und danach eine auf den Punkt gebratene Orata (Dorade, Goldbrasse). Mit  Wein, Wasser, Kaffee und Schnaps rangiert das La Palma in der 60-Euro-Kategorie.

Aber, was unbezahlbar war: Wir hatten auch einen Überblick über die (großzügig) geschätzten zwei Dutzend Wetterfesten, die ins Wasser gegangen sind. Besonders die älteren Semester entstiegen sichtlich gestrafft den Wellen.

Schön war die klimatische Zerrissenheit auch bei der Bedienung zu beobachten: Die eine in Jeans und Pullover, die andere in einem zu Scheherazade passenden, schwarzen Tüll-Geflatter obenrum. Dafür trug sie dazu dann braune, gefüttert Winterstiefel bis zum Knie.

Als ich die "Zweitbeste" süffisant auf  diese merkwürdige Kombination aufmerksam machte, meinte sie lapidar, ich hätte mal wieder total keine Ahnung, was angesagt sei:

Stiefel zum Sommer-Outfit seien nun einmal der letzte Schrei. Als alter Agnostiker machte ich schnell drei Kreuze. Bin ich doch recht dankbar, dass ich heute keinem Mädel mehr nach dem Arbeitstag aus den Sommer-Stiefeln helfen muss...

Und woran erkennt der Gast noch, dass Bade-Saison ist? Die Abzockerei mit den Parkgebühren  am Meer hat auch wieder angefangen...

Sonntag, 24. Mai 2015

Tele-Gen

Vorsicht Satire!

Nach all den Jahren geben mir die Menschen in meiner zweiten Wahlheimat Ligurien immer noch Rätsel auf. Das macht sie in meinen Augen einfach liebenswert. Nach Meinung ihrer übrigen Landsleute sind sie allerdings maulfaul, unfreundlich und auch geizig.

Das kann ich so nicht unterschreiben. Ganz im Gegenteil. Nichts von dem, was meine Freunde im nördlicheren Italien mir einst an Warnungen zuraunten, ist bislang eingetreten. Selbst hier oben in den Bergen nicht.

Gestern war ich  - wie üblich - auf dem Markt. Die Smartphone-Dichte ist dort so, dass die Arie "La Donna È Mobile" nicht nur auf das mobile Telefonieren umgedichtet, sondern ganz bestimmt auf die männliche Bevölkerung ausgedehnt werden müsste.  Und die vergangenen Starkwind-Tage haben die Damen auch nicht "wie Federn" davon geweht.

Da wird im Menschen-Pulk am Telefonino geplappert und geschnattert, was die Netze hergeben. Alles ist dennoch im Fluss - es sei denn, einer entdeckt einen Gesprächspartner im Gedränge, mit dem man auch direkt reden kann. Dann gerät der Verkehr ins Stocken.

Da werden die Typen, die im Straßenverkehr stets so ungeduldig sind, dass sie an unübersichtlichen Stellen bei stärkstem Gegenverkehr fächerförmig überholen, die Ruhe selbst. Unsere Busfahrer, die auf den engen kurvigen Straßen hier oben einen durchs Tal schallenden Lärm machen, un anzuzeigen, dass sie in puncto Rangieren ganz bestimmt keine Rücksicht  auf normale Autofahrer nehmen, entwickeln eine Engelsgeduld wenn sie auf Linie am Depot einen rückkehrenden Kollegen treffen. Mit dem wird dann von Fahrer-Fenster zu Fahrer-Fenster ein Pläuschchen über das letzte Spiel von Sampdoria Genua gehalten - egal wie viele Autos sich hinter ihnen stauen.

Eine ähnliche Situation ergab sich gestern zwischen den Ständen an einem neuralgischen Knotenpunkt vor dem Ost-Eingang der Markthalle. Ein gut fünfzig Jahre alter Mastroianni-Typ sprach intensiv auf eine anderthalb Köpfe kleinere, in Ehren gereifte Blondine ein, und man konnte sehen, dass es ganz bestimmt nicht um aktuelle Marktpreise ging. Dazu waren die Blicke allzu verheißungsvoll. Pech nur, dass sie sich glühenden Blutes derart diagonal in den Durchgang gestellt hatten, dass es kein Vorbeikommen gab.

Wer jetzt gedacht hätte, es gäbe ein lautes Gemecker der Aufgehaltenen, weiß nicht, dass Amore in Italien überall precedenza hat. Also wurde auf beiden Seiten mindestens eine Minute Geduld geübt, bis eine ältere Donna den Kopf vor Ungemach wiegend ein leises permesso raunte.

Sofort wichen die beiden wie ertappt auf meine Seite am Käse-Stand. Mit mir in der Mitte die Rücken einander zugewandt zückten beide ihre Smartphones. Ich konnte also wirklich nicht anders, als zu zu hören:

"Ciao Caro! Mir kommt was dazwischen. Fahr doch schon allein zu Mama!"
"Ciao Bella Joya! Ich muss noch jemandem etwas besorgen, warte nicht mit dem Essen auf mich!"

So jedenfalls habe ich das mit meinem Speisekarten-Italienisch verstanden, bevor sie Händchen haltend in der Menge verschwanden..., 

Auf der anderen Seite der  Markthalle ist eine kleine Cafetaria, in der der Capuccio noch 1,20 Euro und das Aprikosen-Brioche nur 90 Cent kostet. Da warte ich häufig, wenn die "Zweitbeste" sich wieder einmal nicht entscheiden kann. Da das sehr häufig vorkommt, habe ich dort mittlerweile einige Gesprächspartner.

Einer von ihnen war oder ist Dekan am hiesigen Uni-Ableger von Genua. Ich weiß nicht, ob er spinnt, aber er experimentiert angeblich auf seinem Fach-Gebiet "Genetische Telekinese". Und das verstehe ich schon richtig, denn er spricht sehr gut Deutsch, weil er am Max-Plank-Institut in München gearbeitet hat.

Ich erzähle ihm natürlich von der Begegnung der beiden heimlich Liebenden. Er antwortet mir mit einem Vortrag, nachdem seine Forschung einst dazu führen wird, dass Menschen mit organischer Kommunikation auf die Welt kommen, um dann richtig heimlich tun zu können. 

Da kann ich mir nicht verkneifen, auf der Serviette einen Kopf zu zeichnen, der im einen Ohrläppchen ein Mikro und im anderen den Receiver aus organischem Material hat.


"Ecco, genauso wird es sein."

Ja, wieso eigentlich nicht?   Landsmann Guglielmo Marconi, der Radio-Pionier, wurde ja auch anfangs belächelt.

Freitag, 22. Mai 2015

Windsbräute

Angeblich sollte das ja das wärmste globale Jahr seit Aufzeichnung der Wettergeschichte werden.
Da haben wir Mittel-Europäer wohl das Kälteloch für die Statistik gebucht. Auf der sehr exponiert liegenden Burg können wir ja einiges von extremen Witterungen berichten. Aber eine mittlerweile vier Tage anhaltende Starkwind-Phase wie diese, haben wir noch nicht erlebt. Auch unser netter Telekommunikationsmann, der uns gestern nach einem Monat Warten wieder mit der Außenwelt verbunden hat, konnte sich nicht an so ein Wetter erinnern, geschweige denn an eine derart dichten Auftragslage in den Bergen. Dass er bei den Windstößen überhaupt den Mut hatte, hier hoch zu kurven, war heldenhaft.

Für unseren großen Terrassen-Schirm haben wir einen Ständer mit mindesten vierzig Kilo Basis-Gewicht. Den hatte es einfach umgeweht. Der Dachgarten sieht aus, als hätte die Zweitbeste nicht wochenlang geschuftet, um alles auf Frühling zu setzen.

Jetzt muss ich doch noch einmal den guten alten Fonti und seine Ballade "Die Brück' am Tay" zitieren. Denn genau das haben die "W'indsbräute", die beim Dichterfürst ja den Hexen aus Shakespeares Macbeth entlehnt sind, wohl vor gehabt:


„Wann treffen wir drei wieder zusamm?“
„Um die siebente Stund, am Brückendamm.“
„Am Mittelpfeiler.“
„Ich lösche die Flamm.“
„Ich mit“
„Ich komme vom Norden her.“
„Und ich vom Süden.“
„Und ich vom Meer.“
„Hei, das gibt einen Ringelreihn,
Und die Brücke muß in den Grund hinein.“

Sie haben allerdings nicht mit der resoluten Bauweise unserer mittelalterlichen  Maurer gerechnet. Das Dach hat gehalten, ein paar Schlagläden sind verbogen, aber ansonsten war nur das schauerliche Pfeifen und Brausen rund um das Haus zu hören. Selbst die Glockenschläge unserer Kirche waren nur verzerrt zu vernehmen... Der Wind wechselte ständig, und wenn seine Bräute mal Pause machten prasselten dicke Tropfen auf den Borgo hernieder.

Und heute in der Früh waren der Appenin und die Seealpen tief verschneit.Zur Erinnerung: Wir schreiben den 22. Mai 2015!


Dienstag, 19. Mai 2015

Verlorene Eier

Da der Hummer zum Text-Beginn fehlt, werden dauerhafte und dadurch kluge Lesende dieses Blogs erahnen, dass es weder um ein Rezept für pochierte Eier noch um die zunehmende Alters-Angst des Autors geht. Vielmehr bedarf es diesmal der Hilfe eines Biologen respektive Zoologen, um Hintergründe eines mysteriösen Dramas  aufzudecken. Auf unserer Piazza hat sich ein wahrhaftes Tier-Rätsel ergeben, das allein mit Internet und Wikipedia nicht zu lösen war:

Alles ist in diesem Frühjahr so verspätet wie die wieder mal bestreikte Bundesbahn. Temperaturen, die von einem Tag zum anderen in unseren Gemäuern zwischen zwölf und 27 Grad schwanken, verwirren auch Lebewesen die normaler Weise vom Instinkt und ihrem Gefühl geleitet mit alljährlichen Ritualen beginnen.

Die Geckos der Burg sind sonst überwiegend nachtaktiv. Der "Europäische Halbfinger" hat Ende Mai normaler Weise schon geschlüpften Nachwuchs. An den Mauern unserer Terrasse haben sie dann eine geschützte Kinderstube, wo sie das erste Schnappen von Mini-Insekten trainieren können. Die sind wirklich niedlich; etwa um die zwei Zentimeter, aber alles en Miniature schon ausgebildet. Bislang haben wir noch keinen gesehen. Nur die Dicksten der Dicken sind gut über den Winter gekommen und keckern.

Der "Europäische Halbfinger" verfällt unter 15 Grad der Kältestarre. Deshalb ist er jetzt ausnahmsweise tagaktiv. Nicht  nur um zu jagen, sondern die Weibchen, die das Sperma ihres Begatters  ein Jahr bis zur jeweiligen Befruchtung vorrätig halten können. auch zur Eiablage. Sie tun das vorzugsweise in von der Sonne beschienen Mauern mit vielen Spalten. Da sie jeweils zwei  in bis zu sechs verschiedenen Verstecken ablegen, ist das Lücken-Angebot an der Nordseite der Piazza wohl bald nicht mehr ausreichend.

Denn die Mauersegler nisten dort ja auch traditionell. Da diese Spezies eine hohe Lebenserwartung hat und ihre Partner-Treue vor allem vom einmal gewählten Brutplatz abhängt, muss es also zu Konflikten beim Bezug kommen, wenn  die ebenfalls sehr an ihr Revier gebundenen Gecko-Damen sich ausnahmsweise ein wärmeres Plätzchen für ihre Nachkommenschaft auswählen. Es  herrscht also ein echter Verdrängungswettbewerb.

Körperlich ist ein Gecko-Weibchen den Mauerseglern durchaus ebenbürtig, aber es betreibt eben keine entsprechende Brutpflege.

Jetzt kommt es zu der ungeklärten Frage:

Ein Mauersegler-Partner(in) des Pärchens, das wir schon seit einigen Jahren beobachten, hing dieser Tage stundenlang wie der Gekreuzigte mit weit ausgesteckten Flügeln regungslos schräg unter der Einflugs-Lücke zu deren Stammplatz. Zunächst dachten wir, das Tier hätte sich wieder einmal im Landeanflug geirrt und sich das Köpfchen an gehauen. Aber dann war es plötzlich verschwunden.

Die Zweitbeste fand am nächsten Morgen zwei zerschmetterte Eier auf dem Sims unterhalb der Mauer. Von Größe und Farbe sind Gecko-Eier und die von Mauerseglern ja kaum zu unterscheiden, und da sich bereits Parasiten und Ameisen über diese hergemacht haben, wollte sie nicht so genau hinschauen.

Hat das Gecko-Weibchen die Mauersegler-Brut rausgeschmissen oder hat der Mauersegler so lange gewartet, bis die Gecko-Eier unbewacht waren, um den angestammten Brutplatz frei zu machen?

Sonntag, 17. Mai 2015

Natur-Kraft

Manchmal lohnt es sich, den hiesigen Gemeinde-Jahreskalender auf zu bewahren. Vor allem, wenn er auf sepia eingefärbtem Papier Schwarzweiß-Fotos aus der Vergangenheit des Capo Luogo zeigt. Da sieht der Fremde zu Namen, die ihm vielleicht bereits geläufig sind, auch Gesichter von Menschen, die hier einst ihre Spuren hinterlassen haben. Teils verwitterte, teils noble Gesichter, denen das harte Leben von früher eine Geschichte ins Gesicht gefältelt hat.

Interessant sind auch Fotos  von Veränderungen in der Gestaltung des Ortes. Sogar das dekorative Wirken der Zweitbesten auf unserer Piazza hat es schon zu Kalender-Ehren gebracht. Mir aber hat es ein Foto aus den 1950ern besonders angetan:

Da schleppen sich zwei gewaltige Ochsen die Straße zur Burg hinauf. Da war die noch ein Sandweg.
Zur Talseite hin war sie von großen Platanen beschattet, und die Haus-Fassaden zur Bergseite waren noch nicht so aufgefrischt und kunterbunt wie heute. Dennoch strahlt das Bild eine edle Einfachheit aus, die Nostalgie weckt.

Dann drang das italienische Wirtschaftswunder in Form von geteerten Straßen auch nach hier oben vor, obwohl die Dörfer da noch dem Tode nahe waren. Die Platanen sind heute verschwunden und wurden von den Straßenbauern durch seinerzeit natürlich noch kleine Pinien in gemauerten Vierecken ersetzt. Zwischenzeitlich wuchsen sie zu gewaltigen, ganzjährig Schatten spendenden Schirmen. Aber, wer solche Schirme auf kräftigen Stämmen tragen will, der muss sich auch entsprechend verwurzeln...

In den fünfzehn Jahren unseres Lebens hier wurde die Zickzackstraße dreimal asphaltiert. Nun - so scheint es - hat die Straße den Kampf gegen das Wurzelwerk endgültig verloren. In dem beschatteten Teil sieht sie aus wie eine Buckelpiste für das Freestyle-Skiing, und bei den oberen Serpentinen lernt der Mensch, wie die klammen Kassen der Öffentlichen Hand die Natur zum Zurückschlagen animiert. Wir kennen das ja nun auch in Deutschland.

Theodor Fontane hat zu diesem  Thema eine immer noch prächtig passende Ballade geschrieben:
Die Brück' am Tay.

Tand, Tand ist das Gebilde von Menschenhand...

Der globale Wahnsinn mit aussichtslosen Kriegen, Erdbeben, Hungersnöten, rücksichtsloser Ausbeutung unserer Resourcen  erinnert mit deutlichen Signalen, dass wir Menschen in der Erdgeschichte trotz rasender Zivisilation ein Auslaufmodell sind.

Wir mögen unsere Mitmenschen töten oder unterlassen es nur, ihnen in Nöten Hilfe zu leisten. Der Natur ist das egal. Denn gleichgültig wie, sie überlebt uns oder macht uns am Ende platt.

Wirbelstürme in Deutschland, Erdbeben überall auf der Welt. Dazu das bald austrocknende IT-Hirn der Erde in Kalifornien  oder Überflutungen in Ländern, die einst vom Wassermangel geprägt waren. Wir bekommen die Versiegelung der Natur ja auch schon in unsern Breiten heimgezahlt.

Mittwoch, 13. Mai 2015

Der Bibliothekar, der keiner war

Viele unserer einheimischen Nachbarn machen nach außen hin nicht den Eindruck, als seien sie reich; vielleicht sind sie es nicht an Bargeld, aber gemessen an Immobilienbesitz und Ländereien sind sie allemal Millionäre. Wer sich ein Leben lang nichts gegönnt hat, ändert auch im Alter nichts. Ligurer in den Bergen sind nicht geizig, sie beschränken sich eben auf das, was die Natur ihnen bietet. Und warum dreimal am Tag umziehen, wenn die meiste Zeit des Tages in der Campagna oder im Horto verbracht wird?

Der 87jährige Teodorico ist da die noble Ausnahme. Selbst wenn er irgend eine körperliche Arbeit verrichtet, ist er immer adrett und gepflegt. Was die Gerüchte bestätigen könnte, er sei mit dem Adels-Geschlecht  verbandelt, das hier auf der Burg einst das Sagen hatte. Seine stolzen, an die Zeit der Medici erinnernden Gesichtszüge, sind jedoch nicht herrisch, sondern eher gütig und meistens von einer inneren Fröhlichkeit bestrahlt.

Teodorico bringt sein Geld unter die Leute - was eher "unligurisch" ist. Neulich kam er in die Bar Girasole, freute sich, dass wir da vor unserer Grappa saßen, winkte und war auch schon wieder zum Ratschen zu den anderen Alten gegangen. Als wir zahlen wollten, war die Zeche schon durch ihn beglichen. Wir konnten uns noch nicht einmal bedanken.

Als die Zweitbeste zum Gottesdienst anlässlich der abgeschlossenen Renovierung von Santa Anna am oberen Platz dabei war, wurde Teodorico als der Spender geehrt, ohne den diese Arbeiten nicht möglich gewesen wären.

Jetzt sehe ich ihn täglich mehrmals über die Piazza flitzen (Ja richtig! Er hüpft die Treppen rauf und runter, dass ich mit meinen kaputten Knien ganz neidisch werde). Immer hat er andere Werkzeuge dabei, denn er gibt seiner neue Großtat den letzten Schliff.

Er war auf die Idee gekommen, im alten und mit viel Liebe restaurierten Kinder-Asyl eine öffentliche Bibliothek einzurichten: als Anfang für eine Art Kultur-Zentrum. Denn trotz Fernsehen, E-Books und Internet glaubt Teodorico an die verbindende Kraft des Buches - wie das einst bei den Mönchen des Mittelalters der Fall war. Jede Nationalität soll vertreten sein. Das ist seine Vorstellung von Europa.

Kein Lebenswerk, sondern eines der Werke seines hoffentlich noch langen Lebens, das bleibt und erinnert:

An den Bibliothekar, der keiner war.

Sonntag, 10. Mai 2015

Die Unaussprechliche

Die Seelensammlerin - so  nicht gerade in der Kirche oder für sie unterwegs - hört die meiste Zeit des Tages lautstark kirchliche Sender. Das heißt jedoch nicht,  dass sie  thematisch nicht mit der Aktualität auf Augenhöhe wäre:

Als Mariengläubige trauert sie dem Ratzi nach und missbilligt auf das Schärfste den lockeren sprachlichen Umgang von Francesco mit Themen der Sexualität. Petronella, das Teufelchen, die der Seelensammlerin immer noch nicht verziehen hat, ihren Sohn einst vom Kommunions-Unterricht ausgeschlossen zu haben, kann es deshalb nicht lassen, diese in heikle Diskussionen zu verwickeln.
Sebastiano, der damals lieber zum Skifahren gegangen ist, statt sich das Seelenheil zu sichern, ist mittlerweile zum bildschönen Modell-Athleten heran gereift, der mit seinem Motorroller von Freundin zu Freundin düst. Was natürlich im Nachrichten-Dienst der Signora nicht unbemerkt bleibt.

Neulich war es wieder so weit. Die beiden Damen führten in der Gasse ein intensives Gespräch, das den gesamten Globus der Sünden umspannte. Leider war der Wortwechsel so schnell, dass ich vieles nicht verstehen konnte. Deshalb stieg ich von der Terrasse herab und setzte mich auf die Bank an der Piazza.

Es ging um die unmögliche Toleranz gegenüber Schwulen, Transgendern, aber vor allem um die Unsitte italienischer Paare, in wilder Ehe zusammen zu leben. Das betrifft auch einige junge und alte Paare hier auf der Burg. Allen voran auch Petronella, Sie hat jetzt die jahrelang mit Marcello vor sich her geschobene Trauung auf ihren fünfzigsten Geburtstag terminiert, der nächstes Jahr ansteht.

Blondie Alicia, die sich in unserer Abwesenheit ums Haus kümmert, wedelte energisch mit dem Zeigefinger, als ich sie neulich beim Essen nach Heiratsplänen mit ihrem Antonio befragte. Dabei wäre sie mit 30 nach alten italienischen Vorstellungen längst überfällig. Reto und Theresa leben am Fuße des Borgos auch schon ohne Trauschein zusammen, seit wir hierher gekommen sind.  Sie haben auch Kinder - ungetauft...

Nach gut einer Stunde mit mehreren zähen Versuchen von einander los zu kommen, steigt Petronella dann verschmitzt grinsend zur Piazza hoch, und fragt mich, ob ich alles mitbekommen hätte. Ich schüttele gerade bedauernd meinen Kopf, als die Seelensammlerin unter uns einen spitzen Schrei ausstößt. Sie wird sich doch nicht zu sehr aufgeregt haben?

Petronella und die Zweitbeste eilen die Stufen hinunter. Ich schaue über die Brüstung und sehe, wie die Gottesfürchtige zitternd auf ein schwarzes Textil deutet.

Während Obelix mein Spitznamen-Geber ja seine blauweiß Gestreiften über dem Nabel trägt, bin ich trotz meines Schwerathleten-Bauches immer noch stolz, Hosen ohne Träger und ohne Rutschen unter dem Bauchnabel tragen zu können. Zeit meines Lebens als erwachsener Mann trage ich auch zu jeder Jahreszeit schwarze Slips, die dreieckig geschnitten sind. Als es noch darauf ankam, fand die auf Catcher-Typen stehende Damenwelt das durchaus anregend...

Was war geschehen? Der Wind hatte eines dieser Teile vom Trockenständer auf der Terrasse hinunter in die Gasse geweht. Die Signora hatte so etwas offenbar noch nie gesehen. Als die Zweitbeste das Textil, das ungetragen etwa das Format eines Kinder-Zeltes hat, gegen die Sonne hielt, verdunkelte sich der Tag für einen Moment.

Si,è mutande di mio marito! Ja, das ist die Unterhose meines Mannes!

Als es wieder hell wurde, war Signora wortlos mit hochrotem Kopf in ihrem Haus verschwunden.

Dass wir uns recht verstehen: Ich mag die Signora sehr. Ich bewundere ihre Festigkeit im Glauben, ihr soziales Engagement, und ich verstehe auch, dass sie aus ihrer Sicht gar nicht glauben kann, dass einer vielleicht nicht glauben kann.

Donnerstag, 7. Mai 2015

Update

Es ist nicht so, dass einer auf der Burg der Realität gänzlich entfliehen könnte. Mitunter muss der Zauberberg für profane Anlässe oder wegen eines Restaurant-Besuches verlassen werden. Womit der Blogger schon mitten drin im Thema wäre:

Vier unserer häufig frequentierten Restaurants am Hafen haben im letzten, wohl auch hier recht harten Winter, dicht gemacht. Darunter das Älteste sowie das Ruhmreichste. Irgenwie ahnten wir bei beider nachlassender Qualität zu den stagnierend hohen Preisen und lustlosem Service, dass das mit den leeren Tischen nicht lange gut gehen könne.

Abbiamo una crisi sagen die uns bekannten Wirte der überlebenden Trattorien. Unsere Freundin Carolina zum Beispiel hat ihre "altitalienische" Mittagsabstinenz für das Backen von Holzofen-Pizza aufgegeben, serviert eine überdurchschnittliche Qualität, die wiederum als Marketing für alle anderen ihrer Speisen dient. Der Laden ist stets gerammelt voll, und es bedient seit längerem ein gleichbleibend freundliches Personal.

Aber so einfach ist es natürlich nicht. Auf dem Weg zu meinem Boot in San Lorenzo sehe ich an immer mehr wirklich interessanten Objekten Vendesi-Schilder. Das hat es bei Meer-Lagen in all den 15 Jahen noch nie gegeben. Und ich ahne auch, dass unser im vergangenen Jahr noch gerammelt volles Häfchen  nicht allein deshalb so viele leere Liegeplätze aufweist, weil die meiste Eigner ihre Boote in die sauteuren Winterlager transportiert hätten. Man wird sehen, ob sich daran in den nächsten Wochen etwas ändert...

Zurück auf dem Burgberg sind wir dann immer dankbar, wenn eines der Hauptthemen des Dorftratsches die neue Farbe an unserem Haus ist. Aber auch hier hat es wohl spektakuläre Verkäufe gegeben. Vor allem wollen wohl die Schweizer der Euro-Parität ihres Franken und den absurden Preisen in ihrer Heimat entrinnen.

Irgendwie erinnert mich der Borgo in dieser Übergangszeit an einen Uralt-Computer der elend lang hochfährt. Allerdings, ohne dass die alten Gemäuer an irgend ein Netz oder eine Energie-Quelle angeschlossen wären. Alle Programme folgen den Befehlen der Natur. Das Update erfolgt durch die permanent hier Wohnenden.

Wenn die Mauersegler und Schwalben ihre Kreise ziehen, und über ihnen die Rauhfuß- und  Mäuse-Bussarde rütteln oder mit ihren schrillen Schreien lauernd durch die Thermik gleiten, wächst die Hoffnung auf laue Abende. Sobald die Einwohner vor die Tür gehen, beginnt der Draht- und Antennen lose Dorf-Funk mit seinem Programm. Deshalb kann ich diesen Sender auch nicht Rete Castello nennen, wie ich das ursprünglich in der Überschrift tun wollte.

Spargere la voce geschieht hier nicht aus Klatschsucht, sondern in Form "wichtiger", ungefragter Updates, wie wir das mittlerweile von unseren Computern ja auch gewohnt sind. Vier Damen und zwei Herren laden die Neuigkeiten, Gerüchte und Gemeinheiten unter dem Siegel der Verschwiegenheit hoch, um gleich in der nächsten Gasse, das wieder zu geben, was sie soeben von den Neuankömmlingen erfahren haben.

Petronella - wegen ihrer Freundschaft zu mir - selbst jahrelang Ziel gemeiner Unterstellungen, rächt sich heute mit einem Trick, den sie meinen Burgbriefen entlehnt hat. Sie gibt den Köchen der Gerüchteküche deutsche Nachnamen.

So gibt sie Brandbeschleuniger in einen schwelenden Nachbarschaft-Streit, indem sie erzählt, dass Falco Schmidt, der betagte Ehemann von Giovanna Schmidt, einer missliebigen Single-Frau nächtens in die antike Brunnenschale gepinkelt hätte. Der letzte der verbliebenen Ruinen-Baumeister, Giuseppe Müller, der immer so tut, als könne er den gesamten Burgberg kaufen, bekäme in Wirklichkeit von seiner Frau gerade mal eine Minimum an Taschengeld zugewiesen...

Diese kleinen Nicklichkeiten können leider nicht darüber hinweg täuschen, dass es auch ernst zu nehmende Reibereien gibt. An der oberen Piazza wollte eine Einheimische einfach aus zwei kleinen Balkonen einen großen machen, vergaß aber, bis sie fertig war, dass sie jahrelang die Leute im gegenüber liegenden Haus mit Anzeigen bei der Gemeinde gepiesackt hatte. Umgehend musste sie alles wieder wegreißen und eine saftige Strafe wegen Verstoßes gegen die geltenden Bauvorschriften zahlen.

So etwas widerfuhr aber auch zwei deutschen Großhaus-Besitzern, die sich nicht grün waren. Der eine hatte sich einen Vorbau in Eigenarbeit geleistet, der dem anderen Streithahn nicht passte...

Man möchte eigentlich gar nicht alles wissen, und auch jedes Update braucht man doch wirklich nicht.

Samstag, 2. Mai 2015

Wir pfeifen auf dich - alter Kauz!

Ein wenig mehr als 14 Tage brauchen wir schon, um uns vom permanenten Geräuschpegel an unserer Kreuzung in München auf die Grabesstille rund um die Burg einzustellen. Die Zweitbeste und ich schlafen schlecht und haben gleichzeitig schwere Träume. Aber das gibt sich.

Vor allem weil ich mich für das spät abendliche Krach machen auf meine kleinen gefiederten Freunde verlassen kann, die ich gerne provoziere, indem ich ihre Revier-Laute offenbar nicht schlecht nachmache. Jahrelang war ich davon ausgegangen, meine Gesprächspartner seien die Steinkäuze gewesen, die oft auf der Straße sitzen, wenn wir heimkommen. Wie fast alle Vögel brauchen sie als Verdauungs-Hilfe in ihren Retorten-Mägen winzige Kiesel oder Sandkörner.

Aber seit dem es die einzigartige http://www.deutsche-vogelstimmen.de/sperlingskauz gibt, weiß ich endlich definitiv, dass es Sperlingskäuze sind, mit denen ich, vor allem um die Zweitbeste auf die Palme zu bringen, in den dunklen Dialog trete.

Meist muss ich gar nicht anfangen, weil die kleinste europäische Eulenart in unserem Borgo so zahlreich vorkommt, dass die Sperlingskäuze von selbst anfangen, mit ihrem Pfeifen ihr Revier akustisch zu vertreten. Und natürlich geht es auch - wie immer im Leben - um lauthalse Partnersuche.

Und da mischt sich nun der dicke Obelix ein, oder fängt mitunter gar an, als erster herum zu pfeifen:
Üüüü!
........
Meist vergehen keine zehn Sekunden, dann kommen die Antworten aus allen Torbögen der Piazza:
Üüüü!...Üüüü!...Üüüü!
Zu Sehen bekomme ich die Winzlinge meist nicht, aber wir könnten stundenlang im gleich Rhythmus weiter machen. Das Nervt natürlich. Also ziehe ich das Tempo an, um mal zu probieren, ob sie näher kommen, weil sie sehen wollen, was das wohl für ein großer Rivale ist, der sogar im statt auf dem Haus lebt.

Je näher sie kommen, desto schneller müssen die Konter-Rufe kommen, aber ich habe sie noch nie so weit gebracht, dass sie in ihr erregtes Wut- oder Liebes-Üüütütütüt verfallen. Blöd sind sie nämlich nicht die Kleinen. Sie wissen bald, dass sie dem menschlichen Nachahmer an Ausdauer und Geduld bei weitem überlegen sind.

Wenn sie plötzlich alle auf einmal verstummen, bin ich durch(schaut)hört. Und wenn sie dann wieder erst in einiger Entfernung zu hören sind, bedeutet das:

"Wir pfeifen auf dich - alter Kauz!"